Der Bau der St.-Marien-Kirche
Eine kleine Geschichte der St.-Marien-Gemeinde
Die Suche nach einem geeigneten Grundstück für den Bau einer katholischen Kirche gestaltete sich schwierig. Ein kostenloses städtisches Grundstück war nicht zu bekommen. Die Verhandlungen über die Ritterakademie hatten sich endgültig zerschlagen. Zudem war eine Kündigung des Benutzungsrechts für den Betsaal der Kettenstrafanstalt zu befürchten. Also musste etwas geschehen …
Nach langer Suche meinte man, in einem Grundstück des Kaufmanns Petersen an der Roten Straße den geeigneten Ort für den geplanten Neubau gefunden zu haben. Jedoch war das bischöfliche Generalvikariat nicht bereit, den geforderten Kaufpreis zu zahlen.
Doch direkt gegenüber, auf der anderen Straßenseite, befand sich das Grundstück des Sattlermeisters Kuhlmann: etwas kleiner und lediglich zur Straßenfront mit einem kleineren Haus bebaut, das geeignet schien als Schulhaus und als Wohnhaus für Pfarrer und Lehrer. Damit würde die Kirche nicht direkt an der Straßenfront stehen, sondern im rückwärtigen Teil des Grundstücks erbaut werden.
Dieses Grundstück wurde schließlich gekauft und durch ein rückwärts angrenzendes Gartengrundstück ergänzt. Dadurch war nicht nur eine spätere Erweiterung des Schulgebäudes möglich – auch konnte der ursprüngliche Plan verwirklicht werden, den Landesbauinspektor Wagner ebenfalls 1852 vorgelegt hatte für den Neubau einer Kirche im neugotischen Stil, jedoch reichte das vorhandene Geld noch nicht aus, um den Bau bald zu beginnen.
Einzelspenden und Sonderkollekten, eine fast reichsweite Bettelaktion (außer dem Bonifatiusverein in Paderborn brachten z.B. die süddeutschen Katholiken in Bayern für die Lüneburger Marienkirche erhebliche Geldbeträge auf) und besonders auch die Opferbereitschaft der Lüneburger Katholiken führten aber dazu, dass man im Herbst 1854 die Fundamente für die neue Kirche legte; im Sommer 1855 konnte die Grundsteinlegung erfolgen.
Gleichzeitig wurde auch ausgehandelt, wem die neue Kirche geweiht werden sollte. Der Bischof von Hildesheim bevorzugte den hl. Ferdinand (wohl auch deshalb, weil der österreichische Kaiser Ferdinand recht viel Geld für den Neubau gegeben hatte), aber Pfarrer Friedrich Müller setzte durch, dass sie der unbefleckt empfangenen Jungfrau Maria geweiht werden sollte, wozu die kurz zuvor erfolgte Dogmatisierung der Unbefleckten Empfängnis Mariens allen Anlass gäbe – außerdem hieß auch die österreichische Kaiserin Maria Pia!
Am 5. August 1857 konnte der erste Gottesdienst in der neuen Kirche gefeiert werden. Der Bischof erhob die Kirche am 20. November 1857 zu einer Pfarrkirche. Ihre feierliche Weihe durch Bischof Wedekin fand aber erst zu Pfingsten des folgenden Jahres, am 23. Mai 1858, statt.
Damit besaß Lüneburg wieder eine katholische St.-Marien-Kirche. Die erste Marienkirche, die zum 1530 geschlossenen Franziskanerkloster am Marienplatz gehört hatte, war 1803 abgerissen worden.
Sie können sich Bilder von der alten St.-Marien-Kirche anschauen.
Unser kleiner historischer Abriss wird hier weitergeführt.
Quellen:
- Josef M. Sprenger: Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Pfarrkirche St. Marien zu Lüneburg (1858-1958), Lüneburg 1958.
- Reinhold Dyckhoff / Anneliese Reichelt / Thomas Scharf-Wrede (Hg.): St. Marien Lüneburg 1850-2000. Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Kirchengemeinde = Hildesheimer Chronik. Beiträge zur Geschichte des Bistums Hildesheim, Band 5, hrsg. vom Bistumsarchiv und Dombibliothek, Verlag für Regionalgeschichte Bielefeld 2000.