Neugründung der katholischen Gemeinde – Aller Anfang ist schwer
Eine kleine Geschichte der St.-Marien-Gemeinde
Friedrich Müller aber war über diesen Auftrag nicht begeistert und schickte sogar ein Attest an das bischöfliche Generalvikariat, das deutlich machen sollte, dass er dieser Aufgabe nicht gewachsen sei. Der Bischof aber blieb bei seiner Anordnung, und so gehorchte der neue Pfarrer der Lüneburger Katholiken.
Seine erste Sorge galt dem Ort, an dem künftig die heilige Messe gefeiert werden sollte … zunächst blieb nur das „Stockhaus“, wie die „Kettenstrafanstalt“ damals auch genannt wurde. Der dortige Betsaal war aber kein geeigneter Mittelpunkt der Gemeinde für ihre regelmäßige Gottesdienstfeier – ganz abgesehen davon, dass er sonntags auch immer nur für eineinhalb Stunden zur Verfügung stand, weil nach der katholischen die evangelische Gemeinde den Saal beanspruchte. Für Pastor Müller war es deshalb das dringendste Anliegen, für die Katholiken in Lüneburg und Umgebung einen passenden Ort, möglichst schon mit geeigneten Gebäuden, für ein Gemeindezentrum zu finden.
Gerade 1850 wurde zwischen der Lüneburger Ritterschaft und der königlichen Regierung in Hannover über die Auflösung und den Verkauf der Ritterakademie verhandelt. Dieses Gebäude schien Pastor Müller höchst geeignet, jedoch zerschlug sich der Plan. Auch die Gründung einer kath. Volksschule wurde ins Auge gefasst, die Mitte Januar 1851 nach schwierigen Verhandlungen eröffnet werden konnte.
Gleichzeitig wurde von Anfang an über die Größe der neu zu gründenden katholischen Pfarrgemeinde verhandelt. Um möglichst viele Katholiken seelsorgerlich betreuen zu können, beantragte der Bischof von Hildesheim gegenüber der königlichen Regierung in Hannover, dass die neu zu gründende Pfarrgemeinde einen sehr großen Bezirk umfassen sollte. Dieser Bezirk reichte von Uelzen über Lüchow, Dannenberg, Bleckede und Winsen bis nach Harburg, im Westen bis nach Soltau. Bereits am 25. April 1850 genehmigte die Regierung die Gründung der neuen katholischen Pfarrgemeinde in dieser Größe, die aber immer noch kein geeignetes Kirchengebäude hatte, von einer Schule oder einem Pfarrhaus ganz zu schweigen …
Unser kleiner historischer Abriss wird hier weitergeführt.
Quellen:
- Josef M. Sprenger: Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Pfarrkirche St. Marien zu Lüneburg (1858-1958), Lüneburg 1958.
- Reinhold Dyckhoff / Anneliese Reichelt / Thomas Scharf-Wrede (Hg.): St. Marien Lüneburg 1850-2000. Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Kirchengemeinde = Hildesheimer Chronik. Beiträge zur Geschichte des Bistums Hildesheim, Band 5, hrsg. vom Bistumsarchiv und Dombibliothek, Verlag für Regionalgeschichte Bielefeld 2000.