Der Ambo – Anmerkungen zum Propheten Ezechiel

Ein kleiner Rundgang durch unserer Pfarrkirche St. Marien

Der Ambo von St. Marien, geschaffen von Josef Baron, Detail, unterer Teil: Der Prophet Ezechiel

Zur Geschichte Ezechiels

Nach der ersten Eroberung Jerusalems durch Nebukadnezzar (597 v.Chr.) wurden König Jojachin und sein Gefolge sowie Teile der judäischen Oberschicht und mehrere Handwerker nach Babylon deportiert. Nach den Angaben des Buches Ezechiel gehörte zu diesen Deportierten auch Ezechiel, der Sohn des Busi. In einer Gruppe mit anderen Israeliten wurde er am Kanal Kebar, wohl in der Nähe von Nippur, angesiedelt. Nach eigenen Angaben wurde er im fünften Jahr der Verbannung (593 v.Chr.) von Gott zum Propheten berufen.

In der ersten Zeit nach seiner Berufung überwogen wohl die Gerichtsworte gegen das Land Israel und dessen Hauptstadt Jerusalem. Nach der Zerstörung Jerusalems 587/586 v.Chr. war Ezechiels Verkündigung vermehrt durch Heilsworte gekennzeichnet. Seine Vision von einem neuen Tempel stammt wohl aus dem Jahr 573 v.Chr.

Zum Inhalt seiner Verkündigung

Ezechiel gilt als einer der „Großen Propheten“ des Alten Testaments („groß“ hier äußerlich wegen der Länge des Buches). In seinem Buch wird auch seine Berufung erzählt: Der Prophet bekommt eine Buchrolle zu essen; dann wird er zum Volk Israel geschickt, das als widerspenstig und verstockt geschildert wird.

In die depressive Situation des Volkes Israel im Babylonischen Exil verkündet Ezechiel, dass Gott nicht an das Land Israel gebunden ist, sondern universal und Herrscher über alle Völker ist. Als „der gute Hirte“ wird er sein innerlich erneuertes und heiliges Volk führen (Ezechiel, Kapitel 34, Verse 11-22). An mehreren Stellen des Buches klingt eine Hoffnung auf einen Messias an (Ezechiel, Kapitel 34, Verse 23-31), die Verheißung eines neuen Lebens (Ezechiel, Kapitel 36, Verse 16-38), die Vision von der Auferweckung Israels (Ezechiel, Kapitel 37, Verse 1-14), der Wiederherstellung Israels (Ezechiel, Kapitel 39, Verse 23-29) und vom neuen Israel (Ezechiel, Kapitel 40-48).

 

In seinen „Visionen von einem Neuanfang“ sieht er auch einen wiedererstandenen Tempel in Jerusalem und erhält von Gott das Versprechen, Er wolle wieder dort Einzug halten. Aus diesem Tempel quillt schließlich Wasser des Lebens, das über das ganze Land und die ganze Welt strömt. In der Endzeit werden also Leben und Heilung und damit Heil vom Heiligtum aus in die Welt strömen. Die Welt wird sozusagen umgewandelt von einer vom Tod gezeichneten Welt in eine aus Gottes Leben und Lebendigkeit gespeiste neue Schöpfungswelt.

Der Prophet Ezechiel und unser Ambo

Einzelne Motive der großartigen Vision des Ezechiel haben lange nachgewirkt. In der Offenbarung des Johannes am Ende des Neuen Testaments wird ein neues Jerusalem beschrieben, in dem Gott unter den Menschen wohnen will. Insofern kann man sagen, Ezechiel habe die Geheime Offenbarung des Johannes vorausgesehen.

In seiner Berufungsvision erscheinen dem Ezechiel vier Engel, die vier Flügel und vier verschiedene Gesichter haben. Diese vier Gesichter sind: Mensch, Löwe, Stier und Adler. Das aber sind (später) die Symbole der neutestamentlichen Evangelisten.

 

Er hat aber auch eine Endzeit angekündigt, von der wir Christen glauben, dass sie in Jesus Christus bereits angebrochen, wenn auch noch nicht vollendet ist. Insofern hat er verwiesen auf das Neue Testament. Gleichzeitig wird verdeutlicht, dass die christliche Frohbotschaft im Alten Testament verankert und verwurzelt ist.