Beerdigungsleitende
Ehrenamtliche Beerdigungsleiter als Osterzeugen
Ehrenamtliche Begräbnisleitung – Ein Dienst in der Gemeinde und für die Gemeinde (Artikel von 2018)
Ich, ein theologischer Laie, soll eine Beerdigung leiten. Das ist undenkbar, so dachte ich. Einen Wortgottesdienst leiten, das hatte ich schon gemacht. Unser Pfarrer, Pater Sigi SJ, hatte mich darauf eingehend vorbereitet. Aber Beerdigungen, ich konnte es mir nicht vorstellen. Ich habe mich dann aber doch zu dem Kurs angemeldet. Und schon nach wenigen Tagen war der Gedanke, das ist nichts für mich, wie weggeblasen. Ich will jetzt nicht näher auf den Kurs eingehen, nur so viel: Es war schön zu erfahren, dass wir Teilnehmer sowohl in theologischer Hinsicht als auch praxisnah an unseren zukünftigen Dienst herangeführt wurden. Dafür noch einmal herzlichen Dank an Pfarrer Kohn, Diakon Blankenburg und Pastoralreferent Kindel.
Nach Abschluss des Kurses und noch vor unserer Aussendung fragte mich Herr Kindel, ob ich es mir vorstellen könnte, mit ihm zusammen eine Beerdigung zu leiten. Ich sagte sofort zu und habe es nie bereut. Zwar hatte ich vor dem Trauergespräch weiche Knie, aber die Trauerfeier und anschließende Urnenbeisetzung verliefen dann problemlos. Im Trauergespräch erzählte uns die Stiefmutter des Verstorbenen, dass sie mit kirchlichem Personal so ihre Probleme habe. Nach dem Begräbnis sagte dieselbe Person, der liebe Gott habe auch gutes Personal. Ich empfand das als großes Lob.
Knapp 14 Tage später fragte Herr Kindel erneut, ob ich Zeit und Lust habe für eine weitere Trauerfeier. Ich hatte vorher mit ihm verabredet, dass beim nächsten Mal ich die Trauerfeier planen und auch die Ansprache halten wollte. Also plante ich meine erste Beerdigung und schrieb meine erste Ansprache, dieses Mal nicht wie im Kurs, sondern ganz real.
Ich hatte an der ersten und zweiten Beerdigung meiner Kollegin Frau Schiller teilgenommen und dachte, die nächste könnten wir doch gemeinsam ohne einen Hauptamtlichen durchführen. Und so geschah es auch. Seitdem haben wir schon mehrere Beerdigungen geleitet.
Auf jeden Fall bin ich froh, dass ich damals meine Bedenken beiseite gewischt und mich zum Kurs angemeldet habe.
Karl-Heinz Hannemann
(Dieser Artikel stammt aus unserem Gemeinde-Journal „Salz der Erde“ 2018/3, S. 8.)
Ehrenamtliche Beerdigungsleiter sind im Einsatz (2018)
Von September 2017 bis März 2018 fand in Lüneburg ein Ausbildungskurs für „Ehrenamtliche Beerdigungsleiter als Osterzeugen“ statt. Der neben anderen von mir begleitete Kurs hatte drei Teile: Erstens den für jedermann offenen Vorkurs mit verschiedenen Themenabenden vom Trauerseminar mit Angelika Günther bis zum Klangseminar mit Nicola Kindel – alles unter dem Motto „Verrückt nach Leben – Umgang mit Abschied und Trauer“; zweitens den für unsere Beerdiger im Rückblick so wichtigen Osterzeugenkurs mit biblischen Auferstehungstexten unter der Leitung von Pfarrer Kuno Kohn und drittens den Praxiskurs, den Diakon Blankenburg und ich zusammen mit Pfarrer Kohn konzipiert hatten.
Im Praxiskurs erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zunächst eine Mappe mit liturgischen Texten. Jeder gottesdienstlichen Trauerfeier geht ein Trauergespräch mit den Angehörigen voraus, um im Begräbnisgottesdienst in eine bestimmte Situation hinein sprechen zu können und für einen konkreten Menschen beten zu können. Deshalb ist jede Trauerfeier anders, besonders aber die Ansprache. Im Praxiskurs musste jeder mindestens zweimal eine Traueransprache halten. Die Ergebnisse überraschten uns Kursleiter sehr positiv und führten zu der Überzeugung: Alle Kursteilnehmer/innen sind geeignet und können dem Bischof zur Beauftragung vorgeschlagen werden.
Die bischöfliche Beauftragung wurde mit der Gemeinde in zwei Gottesdiensten gefeiert: Am 11. März in St. Marien und am 22. April in St. Stephanus. Alle Beerdigungsleiter/innen haben ein liturgisches Gewand, eine Albe, erhalten. So ziehen sie nun meist zu zweit in hellen Gewändern und mit brennender Osterkerze in die meist relativ dunkle Friedhofskapelle ein, um österliche Hoffnung in das Dunkel des Lebens zu bringen.
Die Begleitung in der Beerdigungspraxis wird individuell über den Kurs hinaus fortgesetzt. So erfolgen die ersten Einsätze zusammen mit erfahrenen Priestern, Diakonen und Beerdigungsleitern, wie z.B. mir, der ich schon seit 1991 als hauptberuflicher Laie Begräbnisfeiern leite.
Ich war damals einer der ersten Laien, die in unserem Bistum von Bischof Homeyer mit dem Begräbnisdienst beauftragt wurden. Auch ich musste damals vieles neu lernen und wurde leider nicht begleitet. Deshalb wollte ich mich bei der ersten eigenständigen Beerdigung von Frau Schiller und Herrn Hannemann auch unter die Trauergäste mischen, um ihnen eine Rückmeldung geben zu können. Sie hatten alles richtig gemacht!
Inzwischen gibt es in fast jedem Dekanat des Bistums nicht nur hauptberuflich Tätige, sondern auch ehrenamtliche Laien, die diesen besonderen Dienst tun und denen mein besonderer Respekt und meine Hochachtung gilt. In unserer Pfarrei sind dies: Monika Bendzko, Margot Figueroa Merino (mit dem Schwerpunkt spanischsprachige Angehörige), Karl-Heinz Hannemann, Carsten und Marianne Meins, Mario Puliafito, Waltraud Schiller und Regina Wochnik.
Manche haben neben ihrer beruflichen Tätigkeit oder festen privaten Verpflichtungen natürlich nur zu bestimmten Zeiten die Möglichkeit, sich ehrenamtlich in diesem Dienst zu engagieren. Trotzdem werden sie in diesem Dienst gebraucht und vertreten so auch die Gemeinde, die sich eigentlich als ganze, wie eine Familie, um ihre Verstorbenen und deren Angehörige kümmern sollte – wegen der Vielzahl aber nicht mehr kann. Es bleibt für uns alle die Aufgabe, darüber nachzudenken, wie wir Trauenden beistehen können und ob wir eine angemessene Erinnerungskultur haben.
Christian Kindel, Pastoralreferent in St. Stephanus und im Dekanat Lüneburg
(Dieser Artikel stammt aus unserem Gemeinde-Journal „Salz der Erde“ 2018/2, S. 17.)
Neue Beerdigungsleiter/innen wurden in ihren ehrenamtlichen Dienst eingeführt (2018)
Von November 2017 bis März 2018 dauerte die Ausbildung von neun Frauen und Männern, darunter sechs aus der Pfarrei St. Marien – nun wurden sie am 11. März im 10-Uhr-Gottesdienst in der Kirche St. Marien von Dechant Carsten Menges in den Dienst ausgesandt und der Gemeinde vorgestellt. Es sind: Monika Bendzko, Margot Figueroa Merino (mit dem Schwerpunkt spanischsprachige Gemeindemitglieder), Karl-Heinz Hannemann, Mario Puliafito (der auch Italienisch spricht), Waltraud Schiller und Regina Wochnik.
Mit dem Ehepaar Carsten und Marianne Meins, die schon 2014 vom Bischof für diesen Dienst der Feier des Begräbnisses beauftragt wurden, sind es nun insgesamt drei Männer und fünf Frauen – und es gibt jetzt sogar Beerdiger mit den Muttersprachen Spanisch und Italienisch (die polnische Sprache sprechen Diakon Stanislaw Oblocki und Pater Tadeusz Talik).
Kursleiter Pfarrer Kuno Kohn gelang es mit seinem Charisma, den Glauben der Teilnehmer zu vertiefen und sie in die Rolle von Osterzeugen einzuführen. Alle waren mehr und mehr motiviert und gewannen an Selbstbewusstsein und Glaubenstiefe. Schon die ersten von ihnen verfassten Beerdigungsansprachen waren eindrucksvoll und bewegend. Das macht Mut in einer Zeit, in der Aufgaben, die früher Klerikern vorbehalten waren, nun immer öfter von Laien übernommen werden sollen. Gerade bei dem Dienst des Begräbnisses, der zu den Werken der Barmherzigkeit gehört, geht es um einen Dienst der Gemeinde. Das wird auch zeichenhaft dadurch deutlich, dass die ehrenamtlichen Beerdigungsleiter/innen öfter sogar zu zweit mit verteilten Rollen den Dienst tun, wo bisher nur ein Hauptamtlicher allein kam.
Die neuen Beerdigungsleiter/innen werden nun langsam an die Praxis herangeführt, indem sie zunächst bei Beerdigungen der Hauptamtlichen Teilaufgaben übernehmen, bis sie sich ganz sicher fühlen und allein oder im Zweierteam für Trauergespräch und Beerdigung zur Verfügung stehen.
Christian Kindel
(Dieser Artikel stammt aus unserem Gemeinde-Journal „Salz der Erde“ 2018/1, S. 24.)
Ausbildungskurs für „Ehrenamtliche Beerdigungsleiter als Osterzeugen“ (2017)
Wir suchen katholische Christen, Frauen und Männer, die Interesse am Dienst des Begräbnisses haben.
Ab November wird in St. Marien, Lüneburg, ein Ausbildungskurs für „Ehrenamtliche Beerdigungsleiter/innen“ angeboten. Zuvor laden wir – auch mit in den Kirchenvorräumen ausliegenden Flyern – zu einem Informationsabend am 23. August um 19 Uhr in St. Marien ein.
Hier schon ein paar Kurzinfos: Ergänzend zu dem Kurs und diesem vorangehend finden im September und Oktober mehrere Abende zum Themenkomplex „Umgang mit Abschied und Trauer“ statt, auf die ein eigener Flyer mit der Überschrift „Verrückt nach Leben“ hinweist. Diese Angebote sind für alle Erwachsenen gedacht und zum Teil auch für Jugendliche.
Der Beerdigungsleiterkurs besteht aus zwei Teilen: Teil 1 ist ein spirituell-biblischer Grundkurs, der auch danach fragt, ob Interessierte eine Begabung für diesen Dienst haben. Da geht es vor allem um das Entdecken von Gottesgaben, es geht um Erfahrungen mit Leid und Tod und die österliche Botschaft der biblischen Osterzeugen. Teil 1 ist offen für jede und jeden, z.B. auch für jemanden, der schon Erfahrung in der Betreuung eines alten Menschen oder eines Sterbenden oder in der Trauerbegleitung hat. Die Termine für Teil 1 sind sechs Mittwochnachmittage (8., 15., 22. und 29. November sowie 6. und 13. Dezember 2017). Die Uhrzeit wird mit den interessierten Teilnehmer/innen am Informationsabend abgesprochen.
Teil 2 übt Fertigkeiten zur Begräbnisleitung ein und ist für jene gedacht, die in Teil 1 festgestellt haben, dass sie die Gabe dafür haben. Da geht es vor allem um die Einübung von persönlich authentischem Auftreten und um die Vorbereitung eines Trauergesprächs, einer Trauerfeier und einer Ansprache, in der die eigene Osterhoffnung zur Sprache kommt. Die Termine für diesen Teil werden mit den Teilnehmer/innen im Dezember abgesprochen. Der Kurs endet im Frühsommer 2018.
„So kann Kirche als Volk Gottes mehr in ihre Bestimmung hineinwachsen, ein Ort zu sein, wo Talente offenbar werden und diese sich entwickeln und reifen können – je nachdem, welche Gaben der Geist eingibt“, so Ausbilder Pfarrer Kuno Kohn in seinem Buch „Ehrenamtliche Begräbnisleiter als Osterzeugen“.
Da nicht jede/r für diesen Dienst geeignet ist oder auch bereit ist, sich auf den Begräbnisdienst einzulassen – das stellt sich erst während des Kurses heraus –, wird im gegenseitigen Gespräch abgeklärt, wer letztlich zu diesem Dienst vom Bischof beauftragt werden kann. Aber der Kurs wird auch für jene spannend und hilfreich sein, die den Ausbildungsweg nicht bis zum Ende gehen, denn er ist auch eine Glaubensschule, begleitet von Diakon Martin Blankenburg, Gemeindereferentin Martina Forster, dem Bistumspriester Kuno Kohn und Pastoralreferent Christian Kindel. Die Begleitung in der Beerdigungspraxis durch die Hauptamtlichen wird individuell über den Kurs hinaus fortgesetzt.
Nähere Informationen auf unserer Homepage. Interessierte melden sich bitte bis zum 22. August 2017 bei Herrn Kindel […] an.
(Dieser Artikel stammt aus unserem Gemeinde-Journal „Salz der Erde“ 2017/2, S. 9.)