Taizé 2018
„Taizé hat uns verändert“
In der Atmosphäre von Taizé erleben Jugendliche den Glauben
Mit 14 Jugendlichen fuhren wir auch dieses Jahr als Jugendgruppe aus Lüneburg in den französischen Ort Taizé, jene Ortschaft, die seit 1949 Heimat für den Brüderorden Communauté de Taizé ist. Am Samstag, dem 29. September, startete unsere Gruppe mit dem Reisebus ihre Fahrt nach Frankreich und Sonntagnachmittag begann dann die Zeit in Taizé. Direkt bei unserer Ankunft bekommen wir den ersten Eindruck, in welch einfacher Weise wir diese Woche leben werden. In engen Sechser- bis Zwölfer-Zimmern untergebracht, kaum Strom und Gemeinschaftsbaderäume. Was für uns alle am Anfang gewöhnungsbedürftig wirkt, stellt sich im Laufe der Zeit als Erfahrung dar, die gut zu dem Ort passt. Denn es lenkt den Fokus auf andere, wesentliche Dinge.
Grundsätzlich hatte jeder Tag den gleichen Ablauf, allerdings mit neuen Erfahrungen und Begegnungen. Morgens gab es ein einstündiges Morgengebet mit Kommunionfeier, danach immer ein Brötchen und Kakao oder Tee. Gegen zehn Uhr sprach ein Bruder der Communauté kurz und mit guten Anekdoten über den Bibeltext des Tages, danach besprach man in eingeteilten kleineren Gruppen aus zehn Leuten Fragen zum Text oder erzählte von eigenen Erfahrungen. Nach dem Mittagsgebet gab es Essen und dann erstmal etwas freie Zeit. Gegen drei Uhr traf man sich wieder in seinen Bibelgruppen, entweder um zu putzen oder um nochmals thematisch zu arbeiten oder Gruppenspiele zu spielen. Um 17 Uhr gab es Tee, in dieser Zeit trafen wir uns häufig mit unserer Gruppe aus Lüneburg, um unsere Erlebnisse auszutauschen oder von Highlights zu berichten. Am Abend bekam man dann ein letztes Mal ein Essenstablett von freiwilligen Austeilern überreicht, bevor man gegen 20:30 Uhr zur Abendmesse geht. Diese hat ein offenes Ende, man kann also lange bleiben oder auch noch einmal wiederkommen. Letzteres haben wir häufig gemacht, denn am Abend bestand der zentrale Treffpunkt im OJAK, dem preiswerten Kiosk in Taizé. Häufig fanden dort abends auch noch Gruppenspiele mit anderen statt.
„Was ich erlebt habe“
Um meine Erlebnisse zu beschreiben, benutze ich gerne die Worte nochmal, die ich schon in einem Gespräch mit einem der Brüder nach der Abendmesse benutzt habe: „Wenn man am Anfang in Taizé ankommt, ist es schon eine krasse Umgewöhnung, die Einfachheit unterscheidet sich schon stark von zuhause. Aber mit der Zeit konzentriert man sich auf andere Dinge: seine Freunde und neue Kontakte, den Glauben und auch die Kunst, sich wieder über kleine Dinge freuen zu können.“ So habe ich die warme Dusche am Abend immer sehr genossen und der kühle Cidre bot mit warmen Crêpes eine willkommene Abwechslung zu den sonst eher mauen Mahlzeiten. Besonders war dann das Gefühl zu wissen, dass alle in Taizé auf die gleiche einfache Weise leben müssen. Auf der einen Seite schafft das ein Gemeinschaftsgefühl, auf der anderen habe ich auch nie jemanden gehört, der über die Bedingungen gejammert hat.
Zuerst bestand meine Sorge darin, dass die Tage lang werden könnten und drei Mal am Tag Gottesdienst zu viel wird, doch ich wurde eines Besseren belehrt. Befreit vom Smartphone und anderen Dingen, habe ich mit den anderen zum Beispiel viel Football gespielt. Für das Chillen blieb zwar keine Zeit, aber irgendwie habe ich es in dieser Woche nicht vermisst. Aber auch das passt zu Taizé. Irgendwie vergisst man dort die Außenwelt. Man lebt nur in diesem Dorf. Eine spezielle Erfahrung.
Nun, das wirklich Wichtige war der Glaube. Immerhin waren die meisten, so wie ich auch, der Firmvorbereitung wegen dort. Und ich denke, es gibt kaum einen besseren Ort, um so nah den Glauben, vor allem seine eigene Gottesbeziehung zu entdecken. Die Atmosphäre, die man dort erlebt, ist überwältigend. Gerade die Gottesdienste sind für viele bewegend. Wenn man dort mit 1200 Leuten die berühmten meditativen Taizé-Gesänge singt oder in der zehnminütigen Stille betet, kommen ab und zu sogar Tränen. Es ist einzigartig, wie man dort diese Gemeinschaft erlebt und wie eng verbunden alle sind.
Gerade für die von uns, die im Rahmen der Firmvorbereitung nach Taizé gefahren sind, denke ich, und so ist es jedenfalls für mich gewesen, war es die bestmögliche Vorbereitung. Denn letztlich ist der Glaube die persönliche Beziehung zu Gott und genau die haben wir in Taizé so sehr gestärkt.
Ein ganz herzlicher Dank an Béatrice Doerk, Niklas Tenbrüggen und Leonie Laryea, es hat uns Spaß gemacht mit euch, ihr wart toll (!), sowie an die Menschen, die diese Reise wieder möglich gemacht haben, besonders Christian Kindel.
Christoph Blankenburg
Dieser Text stammt aus unserem Gemeinde-Journal „Salz der Erde“ 3/2018, S. 22.