Beichte
Was ist eigentlich … Beichte?
Das allgemeine Schuldbekenntnis
Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen,
und allen Brüdern und Schwestern,
dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe
– ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken
durch meine Schuld, durch meine Schuld,
durch meine große Schuld.
Darum bitte ich die selige Jungfrau Maria,
alle Engel und Heiligen
und euch, Brüder und Schwestern,
für mich zu beten
bei Gott, unserem Herrn.
Die meisten verbinden mit der Beichte einen dunklen Raum, in dem man dem Priester seine intimsten Dinge sagen muss – und den Zwang, dies in regelmäßigen Abständen zu tun. Oft sind es nicht gerade die positivsten Erinnerungen, die bei den Meisten dabei zutage treten.
Aber das war nicht immer so.
In der frühen Kirche war es selbstverständlich, dass Sünder ihr Sündenbekenntnis öffentlich vor der ganzen Gemeinde ablegten! Manchmal mussten sie im Vorraum der Kirche warten, der – wie z.B. die Bernwardstüren im Hildesheimer Dom – in Bildern an die Folgen der Sünde und an die Erlösung durch Jesus Christus erinnerten. Nach der Eröffnung des Gottesdienstes traten sie vor die Gemeinde und bekannten ihre Sünden. Niemand hat gelacht, weil alle sich bewusst waren, dass sie womöglich demnächst dort stehen würden. Stattdessen betete man gemeinsam um die Vergebung der Sünden.
An diese Tradition erinnert heute noch das allgemeine Schuldbekenntnis, das am Beginn der Hl. Messe vorgesehen ist. Darin heißt es: „Darum bitte ich euch, Schwestern und Brüder, für mich zu beten bei Gott, unserm Herrn.“
Sündenbekenntnis und die Bitte um Vergebung waren also ursprünglich Sache der ganzen Gemeinde. Erst ab dem 6. Jahrhundert verbreiteten Mönche aus Irland und Schottland die Idee der persönlichen Einzelbeichte in ganz Europa.
In der Folgezeit entstanden sogar „Bußbücher“, in denen genau festgelegt war, für welche Sünde welche Buße zu verrichten war. Gegipfelt hat diese Tradition schließlich im Ablasswesen, bei dem man sich gegen Geld von seinen Sünden loskaufen konnte. Auch nach der Reformation wurde vor allem auf die Form der Beichte Wert gelegt. Erst das II. Vatikanische Konzil und die Liturgiereform betonten wieder stärker die Heilswirkung dieses Sakramentes und legten Wert darauf, dass es als „Feier der Versöhnung“ (mit Gott, der Kirche und den Mitmenschen) verstanden wird. Aus diesem Grund wird das Bußsakrament heute auch „Sakrament der Versöhnung“ genannt.
Die Gläubigen sind aufgerufen, wenigstens einmal im Jahr (möglichst zu Ostern) ihr Gewissen zu erforschen und das Sakrament der Versöhnung zu empfangen. Entscheidend ist dabei nicht die Form, sondern vielmehr die Reue über begangenes Unrecht.
Das Bekenntnis dem Priester gegenüber ist vor allem ein Gespräch mit Gott selbst, wobei der Priester die Mittlerrolle einnimmt. Die Gitter des Beichtstuhles und der dunkle Raum sollten helfen sich vorzustellen, dass man nicht zuerst mit dem Priester spricht, sondern mit Gott. Der Priester spricht dann im Namen Gottes auch die Vergebung zu.
Möglich sind Besinnung, Reue und Bekenntnis bei kleineren Sünden auch im Rahmen eines Bußgottesdienstes, der die Form des öffentlichen Bekenntnisses und das gemeinsame Gebet füreinander wieder aufgreift.
Dieser Artikel stammt aus unserem Gemeinde-Journal „Salz der Erde“ 2/2016, S. 8.