Fronleichnam
Was ist eigentlich … Fronleichnam?
Kurz gesagt: Die äußere Feier des Gründonnerstags! Am Gründonnerstag erinnern wir uns daran, wie Jesus beim letzten Abendmahl seinen Jüngern ein Zeichen seiner bleibenden Gegenwart geschenkt hat. Unter den Zeichen von Brot und Wein wollte er auch weiterhin bei ihnen sein. Immer wenn sie diese Feier zu seinem Gedächtnis begehen, würde er seine Gegenwart in Brot und Wein hineingeben und sie so zu seinem Leib und seinem Blut wandeln, um wie eine Person aus Fleisch und Blut mitten unter ihnen zu sein. Das ist eine so großartige und wunderbare Zusage, dass wir bis heute nur darüber staunen und Gott dafür loben und preisen können!
Allerdings – am Gründonnerstag ist das nicht angebracht. Es ist eher ein Trauertag, wie schon der Name besagt. Das „Grün“ kommt vom altdeutschen „Greinen“ = Weinen. Direkt nach dem Abendmahl geht Jesus in den Garten Gethsemani, um die Nacht im angsterfüllten Gebet zu verbringen, seine Kreuzigung schon vor Augen. Da passt ein lauter Lobpreis einfach nicht. Die Orgel und die Glocken schweigen vom Gloria-Lied des Gründonnerstags an bis zum Gloria der Osternacht.
Um die besondere Bedeutung des Gründonnerstags angemessen zu feiern, hat man sich dann geeinigt, den ersten „normalen“ Donnerstag nach Ende der Osterzeit zu wählen. Da früher das Pfingstfest auch noch eine eigene Festoktav (es wurde also eine Woche gefeiert) hatte, fiel diese Feier auf den zweiten Donnerstag nach Pfingsten – bis heute.
Das Fronleichnamsfest hat seinen Namen von dem, was gefeiert wird. Im Altdeutschen steht „Fron“ für „der Herr“ (bekannt auch im Wort Frondienste, also Dienste für den Lehensherrn) und das Wort „Leichnam“ kommt vom altdeutschen „Lichnam“, was „der Leib“ bedeutet. „Fronleichnam“ heißt also: „Der Leib des Herrn“. Für uns ist dieser Leib des Herrn, also der Leib Christi, sichtbar und erlebbar in der gewandelten Hostie. Sie wird an diesem Tag in ein kostbares Zeigegefäß gesteckt, das „Monstranz“ heißt (vom lateinischen „monstrare“ = zeigen). Dabei geht es nicht um Prunk und Protz, sondern das kostbare Gefäß weist darauf hin: hier drin ist das Kostbarste, was wir haben – eben Jesus Christus in der Gestalt, in der er uns seine Nähe zugesagt hat.
Die Monstranz wird feierlich durch die Straßen getragen, auf den Wegen, auf denen wir täglich unterwegs sind. Und wir erinnern uns an seine Zusage, alle Tage bei uns zu sein. Er begleitet uns auf allen Wegen mit seinem Segen. Dieser Segen wird mit der Monstranz traditionell an vier Altären gespendet – ein Zeichen dafür, dass der Segen in alle vier Himmelsrichtungen gespendet wird, also überall hin.
Ein Baldachin – als Zeichen der Verehrung für Kaiser und Könige entnommen –, der über der Monstranz getragen wird, zeigt an: Seht her – HIER ist unser wirklicher König!
Alle Gläubigen sind eingeladen, den Herrn lobend durch die Straßen zu begleiten.
Soweit die Tradition. Allerdings stellen wir leider fest, dass in jedem Jahr weniger Gläubige dieser Einladung folgen. Das mag vielerlei Gründe haben. Viele können oder wollen sich dafür nicht extra Urlaub nehmen. Die Schüler beklagen, dass ihr Recht auf freie Ausübung ihrer Religionen von den Schulen regelmäßig dadurch eingeschränkt wird, dass an diesem Tag Klassenarbeiten geschrieben oder wichtige Themen behandelt werden, bei denen sie nicht fehlen dürfen. Die wiederholten Bitten an die Schulen, Rücksicht zu nehmen und keine Arbeiten schreiben zu lassen, werden in der Regel ignoriert.
Deshalb stellt sich die Frage nach der Bedeutung des Fronleichnamsfestes. Ist es für uns Gläubige so unwichtig geworden, dass alle anderen Beschäftigungen des Alltags wichtiger sind? Oder nehmen uns die Zwänge von Schule und Beruf so in Beschlag, dass wir nicht mehr anders können, als uns ihnen zu beugen?
Ich möchte Sie noch einmal ganz herzlich zur Mitfeier des Fronleichnamsfestes am 15. Juni einladen. Wir feiern die Heilige Messe um 10.00 Uhr in St. Marien. Es schließt sich die Prozession mit dem Allerheiligsten durch die Innenstadt an – entlang der St.-Ursula-Schule, des Heiligengeist-Hospitals, durch die Fußgängerzone, über den Platz Am Sande zur ev. St.-Johannis-Kirche (wo wir wieder ein besonderes ökumenisches Zeichen setzen), zurück zur St.-Marien-Kirche. Nach dem Schluss-Segen feiern wir ein Gemeindefest für Groß und Klein.
Für ältere Gläubige, die nicht mehr an der Prozession teilnehmen können, gibt es diesmal eine Alternative. In der Marienkapelle wird ebenfalls das Allerheiligste zur Anbetung ausgesetzt, Frau Weidelt begleitet den gemeinsamen Gesang, der sich mit Texten, die auch an den Prozessions-Altären gelesen werden, abwechselt. Wer noch etwas besser zu Fuß ist, kann auch Am Sande wieder zur Prozession dazu stoßen.
Trotzdem stellt sich die Frage: Können wir es uns heute noch erlauben, an einem Werktag unser Fronleichnamsfest zu feiern? Sollten wir nicht lieber auf den folgenden Sonntag ausweichen, wie es inzwischen viele Gemeinden tun? Dazu möchten wir gern Ihre Meinung erfahren. Sie können die ausliegenden Rückmelde-Zettel verwenden und im Pfarrbüro abgeben oder Sie schreiben eine E-Mail an uns. Wir freuen uns auf zahlreiche Rückmeldungen. Der Pfarrgemeinderat wird dann im August wieder über das Thema sprechen und für das kommende Jahr eine Entscheidung treffen.
Dieser Artikel stammt aus unserem Gemeinde-Journal „Salz der Erde“ 1/2017, S. 10-11.