Oster-Brauchtum

Wie feiern wir Ostern? – Brauchtum und die heiligen drei Tage

Wie feiern wir Ostern? – Brauchtum und die heiligen drei Tage

In jedem Jahr offenbaren Meinungsforscher die wachsende Unkenntnis vieler Deutscher über die Frage, was genau Christen denn an Ostern feiern. Im vergangenen Jahr soll jemand geantwortet haben: „Ist da nicht irgend so ein Hase gestorben??“

Auch wenn wir davon ausgehen, dass innerhalb unserer Gemeinden durchaus bekannt ist, dass wir an Ostern die Auferstehung Jesu Christi feiern, bleibt doch die Frage: Wie feiern wir eigentlich Ostern?
In vielen Familien gibt es dazu Traditionen, vom Ostereiersuchen über den Verwandtenbesuch bis zum Osterspaziergang.

Ostern – dieses Fest feiern wir aber nicht nur an einem Tag. Zum Osterfest gehören die „heiligen drei Tage“: Gründonnerstag, Karfreitag und der Ostersonntag. Diese drei Tage bilden das eigentliche Festgeheimnis und gehören zusammen.

Die Karwoche (vom altdeutschen ‚kara‘ = Klage, Kummer, Trauer) beginnt mit dem Palmsonntag, an dem wir an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnern. Mit grünen Zweigen in den Händen jubeln wir ihm zu, wie es die Menschen damals taten. Zugleich hören wir an diesem Tag die „Passion“, die Leidensgeschichte Jesu, wie eine Art Zusammenfassung der dann folgenden Woche.

Am Gründonnerstag (vom altdeutschen ‚greinen‘ = weinen) erinnern wir uns an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. Bestandteil der Liturgie ist die Fußwaschung. So wie Jesus einst seinen Jüngern die Füße gewaschen hat, tut es heute der Priester bei der Gemeinde.
Aus praktischen Gründen entfällt diese Form allerdings in vielen Gemeinden. Wir ersetzen sie seit einigen Jahren durch eine Händewaschung, weil wir uns in unserem Kulturkreis heute eher vor dem Mahl die Hände als die Füße waschen.
Im Anschluss an die Hl. Messe wird der Altar entblößt und der Altarraum leer geräumt. Jesus ging an diesem Abend, der Nacht vor seinem Tod, mit einigen seiner Jünger zum stillen Gebet in den Garten Gethsemani. Dort mahnte er sie: „Könnt ihr nicht einmal eine Stunde mit mir wachen und beten?“ Wir sind deshalb in dieser Nacht zur stillen Anbetung eingeladen.
Eine andere Tradition gibt es in Adendorf: Um den stillen Weg des Herrn mit seinen Jüngern zu verdeutlichen, wird dort in einem ökumenischen Schweigegang nach Bardowick zum Hospiz St. Marianus gepilgert.

Am Karfreitag versammeln wir uns zur Todesstunde Jesu, um die 9. Stunde, also um 15 Uhr. Dieser Gedenkgottesdienst ist geprägt durch die Deutung des Leidens Jesu in den biblischen Lesungen und durch die Leidensgeschichte. Vor dem Altar wird das Kreuz Jesu erhöht und die Gläubigen werden zur Verehrung des Kreuzes eingeladen.
Dazu ist es ein schöner Brauch, Blumen mitzubringen und vor dem Kreuz niederzulegen. Aus diesen Blumen wird dann der Osterschmuck für die Kirche bereitet und so ein direkter Bezug zwischen Tod und Auferstehung hergestellt.
Vor dem erhöhten Kreuz beten wir die großen Fürbitten in den Anliegen der Kirche und der Welt. Damit machen wir deutlich: Für uns und für die Welt ist Christus gestorben, um uns zu erlösen.
Um deutlich zu machen, dass uns der Herr an diesem Tag genommen ist, verzichten wir auf die Austeilung der heiligen Kommunion.
Der Karfreitag ist Fast- und Abstinenztag. So wie Jesus sich für uns geopfert hat, so sollen wir diesen Tag heiligen, indem wir fasten (uns nur einmal am Tag satt essen) und auf Konsumgüter verzichten.

Der Karsamstag ist als Tag der Grabesruhe ein stiller Tag, an dem keine Gottesdienste gefeiert werden. Allerdings ist es vielerorts üblich, an diesem Tag Speisen segnen zu lassen, die dann beim Osterfrühstück in den Familien miteinander geteilt werden.

Der Ostersonntag als Tag der Auferstehung Jesu ist der Höhepunkt der österlichen Liturgie und damit auch des ganzen liturgischen Jahres. In der Osternacht wird daran erinnert, dass die Frauen in der Morgendämmerung zum Grab gingen und so zu den ersten Zeugen der Auferstehung wurden. Das Licht, das Christus in die Dunkelheit der Sünde und des Todes gebracht hat, wird durch die Osterkerze verdeutlicht, die ihr Licht an viele kleine Kerzen abgibt und so die Kirche und die Welt hell macht.
Die Osternacht war im Urchristentum der einzige Tauftermin der Gemeinde. Aus diesem Grund ist das Taufgedächtnis noch heute ein wichtiger Bestandteil der Osterliturgie. Wir sind auf den Tod und die Auferstehung Jesu getauft und haben in der Taufe das ewige Leben verheißen bekommen.
Das gemeinsame Mahl am Ostertag ist ein besonderes Zeichen der Hoffnung. In früheren Zeiten haben sich Christen an diesem Tag an den Gräbern der Verstorbenen versammelt und dort Mahl gehalten. Sie wollten damit die bleibende Verbundenheit deutlich machen: So wie wir hier zum Mahl versammelt sind, so werden wir uns wiedersehen beim himmlischen Gastmahl, zu dem wir von Christus geladen sind.

Vielerorts ist es noch heute üblich, am Ostermorgen zu den Gräbern der Verstorbenen zu gehen und dort das österliche Licht als Hoffnungszeichen zu entzünden.
Für die beliebten Ostereier gibt es viele verschiedene Deutungen. Sie bringen aber vor allem das neue Leben zum Ausdruck, das uns Christus in der Auferstehung schenkt.
Das Osterlamm ist ein altes Symbol für Jesus Christus. Er ist stellvertretend für uns gestorben, um uns von unseren Sünden zu erlösen. Damit wird eine jüdische Tradition aufgegriffen, bei der ein Lamm für die Sünden des Volkes geopfert wurde. Dieser Gedanke wurde von den frühen Christen auf Jesus Christus übertragen.
Eine weitere Tradition am Ostermorgen ist das „Osterlachen“. Am Ende des Ostergottesdienstes erzählt man sich einen Witz, damit die Gläubigen mit einem Lachen im Gesicht aus der Kirche kommen.

Diese österliche Freude wünsche ich uns allen, egal wie wir Ostern feiern!

Carsten Menges

(Dieser Artikel stammt aus unserem Gemeinde-Journal „Salz der Erde“ 2011/1, S. 8-9.)