Requiem
Was ist eigentlich … ein Requiem?
Es handelt sich um eine Eucharistiefeier für eine verstorbene Person. Dabei geht es weniger um den Ausdruck von Trauer und Klage, als vielmehr darum, eine lebendige Auferstehungshoffnung zum Ausdruck zu bringen.
Requiem leitet sich ab vom lateinischen Eröffnungsvers. Früher war es üblich, jede katholische Beerdigung mit einer Eucharistiefeier für den/die Verstorbene/n zu verbinden. Die Verstorbenen wurden in der Regel zu Hause im Kreis der Familie aufgebahrt, dort nahm man Abschied und betete den Rosenkranz. Anschließend ging man in die Kirche, um dort das Requiem zu feiern. Von dort ging es zur Beisetzung auf den Friedhof.
Diese klassische Abfolge ist heute oft nicht mehr üblich. Insbesondere bei der Einäscherung und Urnenbeisetzung ist das so nicht möglich. Auch finden sich bei der Trauerfeier oft evangelische oder religiös gar nicht gebundene Verwandte und Freunde ein, für die die Feier der Eucharistie fremd wäre. Deshalb entfällt das Totengedenken in der Feier der Auferstehung oft ganz.
In unserer Gemeinde vermelden wir in der Regel wenigstens im Sonntagsgottesdienst die Namen der Verstorbenen der vergangenen Woche und beten für sie.
Heute sprechen wir weniger vom Requiem als vielmehr vom Auferstehungsgottesdienst. Dieser Name bringt viel besser zum Ausdruck, worum es eigentlich geht. Er bringt auch zum Ausdruck, was die ersten Christen bewusst gefeiert haben.
Wenn man z. B. in Rom die antiken Katakomben besucht, die unterirdischen Begräbnisstätten der ersten Christen, so erfährt man dort, dass diese an den Gräbern der Verstorbenen nicht nur die Eucharistie gefeiert haben, sondern dass sie dort auch gemeinsam gegessen und getrunken haben. Sie brachten damit ihren Glauben zum Ausdruck: So wie wir hier gemeinsam essen und trinken, verbunden mit unseren Verstorbenen, so glauben wir, dass wir mit ihnen einst gemeinsam versammelt sein werden beim himmlischen Hochzeitsmahl.
Durch die abnehmende Zahl der Priester wird es künftig nicht mehr möglich sein, alle Beerdigungen mit einer eigenen Eucharistiefeier zu begleiten. Es ist aber vielerorts üblich, im Sonntagsgottesdienst für die Verstorbenen der vergangenen Woche zu beten.
Ein Beispiel dafür: Als ich vor einigen Jahren auf einer Exposure-Reise nach Südafrika zum Wirkungsort von Bischof Michael Wüstenberg eine Gemeinde in einem riesigen Township von Pretoria besuchte, berichtete der Pfarrer dort, dass er seine Gemeinde in 60 Bezirke eingeteilt habe. Jeder Bezirk sei eine kleine christliche Gemeinschaft, die sich in der Nachbarschaft um Bedürftige kümmere, Kinder auf die Erstkommunion vorbereite und auch die Verstorbenen beerdige. Der Pfarrer erzählte, dass er seit Jahren keine Beerdigung mehr selbst vorgenommen habe, das machten beauftragte Laien im Kreis ihrer Gemeinschaft. Aber samstags würde er in jeder Woche das Requiem für die Verstorbenen der vergangenen Woche feiern. Dazu kämen dann die Angehörigen, Freunde und die Beerdigungsleiter*innen und man feiere gemeinsam ein Fest der Auferstehung.
(Dieser Artikel stammt aus unserem Gemeinde-Journal „Salz der Erde“, 2021/3, S. 22.)
Lesen Sie dazu bitte auch den Artikel „Rituale rund ums Sterben“.