Sonntag
Was ist eigentlich … der Sonntag?
Von Anfang an haben Christen den Sonntag als „Tag des Herrn“ gefeiert. Nach dem jüdischen Kalender war der verbindliche Ruhetag der Woche der letzte Wochentag, der Sabbat, gemäß der biblischen Schöpfungstradition: „Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig; denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk der Schöpfung vollendet hatte“ (Gen 2,3).
Entsprechend war der Tag der Auferstehung Jesu der erste (Arbeits-)Tag der Woche. Im Markus-Evangelium heißt es: „Am ersten Tag der Woche kamen sie in aller Frühe zum Grab, als eben die Sonne aufging“ (Mk 16,2).
Selbstverständlich war der Sonntag noch kein öffentlicher Feiertag. Er war ein Werktag wie jeder andere auch. Die Christen versammelten sich am frühen Morgen vor Arbeitsbeginn. Die wöchentliche Versammlung war schon bald das entscheidende Erkennungszeichen der Christen.
Von den ersten Christengemeinden heißt es in der Apostelgeschichte: „Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten“ (Apg 2,42).
Nicht zufällig heißt das griechische Wort für Kirche „ekklesia“, d.h. Versammlung. Wegen der sonntäglichen Zusammenkunft waren die Christen schon frühzeitig und in manchen Ländern bis heute Benachteiligungen und Verfolgungen ausgesetzt. So wurden z.B. im Jahre 304 in der Nähe von Karthago 49 Personen zum Tode verurteilt, weil sie sich gegen den Befehl des Kaisers zum Gottesdienst versammelt hatten. Nach den Beweggründen ihres Handelns befragt, gaben sie zur Antwort: „Weil die Herrenfeier nicht ausgelassen werden darf; weil es so geboten ist; wir können nicht leben, ohne den Herrentag zu feiern.“
Der Sonntag als arbeitsfreier Tag wurde im Jahre 321 vom römischen Kaiser Konstantin durch Gesetz vorgeschrieben. Aber erst im Mittelalter setzte sich die sonntägliche Arbeitsruhe wirklich durch. Seit dieser Zeit gibt es auch das Doppelgebot von Arbeitsruhe und Gottesdienstversammlung.
In den ersten drei Jahrhunderten war wohl eine eigene Vorschrift zur Mitfeier des sonntäglichen Gottesdienstes überflüssig. Wer als Christ leben wollte, versammelte sich mit den anderen in aller Frühe zum Gottesdienst. Das war später nicht mehr so selbst-verständlich. Seit dem Hochmittelalter gibt es das Kirchengebot, das den katholischen Christen verpflichtet, an der sonntäglichen Eucharistiefeier teilzunehmen. Der sonntägliche Kirchgang ist nach wie vor ein ganz wichtiges (wenn auch nicht das einzige!) Zeichen, mit dem Christen ihre Zugehörigkeit zur christlichen Gemeinde voreinander und für andere sichtbar machen. Die Eucharistiefeier ist Höhepunkt und Mitte der christlichen Gemeinde.
Das Wort „Sonntag“ leitet sich ab vom lateinischen „dies solis“, d.h. „Tag der Sonne“. Die Römer weihten diesen Tag ihrem Sonnengott. Die Christen übernahmen die Bezeichnung, deuteten sie aber in ihrem Sinne: Christus, „die Sonne der Gerechtigkeit“, Christus, „das Licht der Welt“. Am Sonntag, dem „Tag des Herrn“ (ital. domenica), feiern die Christen in besonderer Weise Tod und Auferstehung ihres Herrn Jesus Christus.
Im europäischen Recht war der arbeitsfreie Sonntag noch bis in die 90er Jahre verankert – dann kippte der Europäische Gerichtshof die Klausel. Seither liegt es an den jeweiligen Ländern: So entschied erst Ende 2013 ein britisches Gericht, dass christliche Arbeitnehmer Sonntagsarbeit nicht unter Verweis auf ihren Glauben ablehnen dürfen. Dagegen regt sich nun Widerstand: 2011 hat sich die europäische Sonntagsallianz, die „European Sunday Alliance“, gegründet. Gewerkschaften, Kirchen, Sportverbände und Sozialorganisationen setzen sich damit für den Erhalt des arbeitsfreien Sonntags als Teil des europäischen Kulturerbes ein.
In Deutschland führte das Deutsche Institut für Normung mit der DIN 1355-1 zum 1. Januar 1976 eine entsprechende Zählweise mit Montag als erstem Wochentag in Deutschland ein. In der Vorgängerversion DIN 1355 von 1943 fing die Woche noch am Sonntag an.
Dieser Artikel stammt aus unserem Gemeinde-Journal „Salz der Erde“ 2/2016, S. 8.