Weihnachten

Was feiern wir eigentlich … an Weihnachten?

Wenn ich Kinder frage: „Wann feiern wir den Geburtstag von Jesus?“, bekomme ich meistens zur Antwort: „Am 24. Dezember.“ Auf mein „Falsch!“ ernte ich dann in der Regel verwirrte Blicke. Und erst nach einigem Überlegen räumt dann meist jemand ein: „Ach soooo. Ja, am 25. Dezember …“

In der Weihnachtsgeschichte wird berichtet, dass die Engel die Geburt Jesu in der Nacht verkünden: „In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Felde und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.“ (Lk 2,8) Aus diesem Grund wurde früher die klassische Christmette immer (rund) um Mitternacht gefeiert.

Im Laufe der Zeit zog man die Feiern immer mehr vor, führte mit Blick auf die Kinder Krippenfeiern am Nachmittag des Heiligen Abends ein. Heute gehören diese Feiern zu den meistbesuchten Gottesdiensten im Kirchenjahr und richten sich eher nach der Frage „Wann ist Bescherung und wann essen wir?“ als nach traditionellen Feierformen. Für viele ist dieser Tag ein Tag der Familie und oft wird betont, dass an Weihnachten niemand allein bleiben soll.

Heute feiern wir also in der Regel in den Geburtstag Jesu hinein. Dabei: Der 25. Dezember ist vermutlich auch nicht sein wirklicher Geburtstag.

Nach der Auferstehung und Himmelfahrt Jesu wollten die Christen mehr über das Leben Jesu wissen. Dabei haben sie zunächst gefragt, was sich in Jerusalem ereignet hat, was die Augenzeugen von den Wundern und Lehren Jesu zu berichten hatten. Erst später hat man gefragt: Wo kam Jesus eigentlich her? Wer waren seine Eltern und Verwandten? Und da es damals noch kein Geburtsregister gab, ist der tatsächliche Geburtstag Jesu unbekannt.

Es gibt verschiedene Theorien, wie es zur Festlegung auf den 25. Dezember kam. Die wohl wahrscheinlichste ist die Annahme, dass in der römischen Tradition am 25. Dezember die Geburt des „Sol invictus“ (unbesiegter Sonnengott) und auch die des Gottes Mithras als Lichtfest gefeiert wurde. In einer alten Schrift heißt es: „Die Heiden pflegen nämlich am 25. Dezember das Fest des Geburtstages der Sonne zu feiern und zu ihren Ehren Lichter zu entzünden. Zu diesen Riten luden sie oft auch Christen ein. Da nun die Lehrer der Kirche sahen, dass sich viele Christen zur Teilnahme an diesen Festen verleiten ließen, beschlossen sie, fortan am selben Tag das Fest der wahren Geburt zu begehen.“

Christus wurde bereits früh als das wahre „Licht, das in die Welt gekommen ist“ (Joh 12,46) und als die Sonne des Heiles verehrt. Zugleich ist dieses Datum in Zusammenhang mit dem Termin der Wintersonnenwende zu sehen. Ab diesem Tag nimmt das Licht wieder zu. Entsprechend legte man das Geburtsfest Johannes des Täufers auf den Tag der Sommersonnenwende, da Johannes von sich selbst gesagt hat: „Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden.“ (Joh 3,30) Dem entspricht auch, dass Kaiser Konstantin den Sonntag zum christlichen Feier- und Ruhetag bestimmt hat. Der Sonntag war von den Römern in Anlehnung an den Sonnenkult als „Dies solis“ (Tag der Sonne) gefeiert worden. Die Christen feierten den Sonntag, der stets der erste Tag der Woche war, als Erinnerung an den Tag der Auferstehung Jesu und als „Tag des Herrn“.

Die orthodoxe Kirche hat weitgehend an der Feier der Epiphanie (Erscheinung des Herrn) am 6. Januar festgehalten. Die Verschiebung der Termine durch die Kalenderreform des Papstes Gregor im Jahre 1582 spielt ebenfalls eine Rolle.

Bei unserer Weihnachtsfeier geht es heute weniger um den Termin. Eher wird die Frage gestellt: Was feiern wir überhaupt an Weihnachten? Umfragen belegen immer wieder, dass dies vielen Menschen – besonders Kindern – nicht mehr klar ist. „Das Fest, an dem Oma zu Besuch kommt“ oder „Das Fest der Geschenke“ sind Antworten, die davon zeugen, dass der ursprüngliche Sinn dieses Festes immer mehr vergessen wird.

Bei der Verkündigung besonders an Kinder hilft die Tradition der Krippenspiele. An vielen Orten werden sie meist von Kindern aufgeführt und erzählen in traditioneller oder moderner Weise vom Geheimnis der Heiligen Nacht. Der Heilige Franz von Assisi war übrigens der erste, der eine „Weihnachtskrippe“ dargestellt hat. Im Wald von Greccio stellte er angeblich mit lebenden Tieren und Menschen das Weihnachtsgeschehen (im Ausblick auf das Dreikönigsfest) dar und seitdem förderten die Franziskaner diese Darstellungsform.

Im vergangenen Jahr entstand in St. Marien die Idee, das Weihnachtsgeschehen in einer Holzbude darzustellen, wie wir sie von den Märchenbuden auf dem Weihnachtsmarkt kennen. Nicht in dem Sinne, dass es sich hier um ein Märchen handeln würde. Eher vor dem Hintergrund, dass die klassischen Märchen den meisten Kindern bekannt sind, die Weihnachtsgeschichte aber nicht mehr. Darum schauen Sie doch mal vorbei – und erzählen Sie Ihren Kindern …

Carsten Menges

Dieser Artikel stammt aus unserem Gemeinde-Journal „Salz der Erde“ 3/2016, S. 8.