Seelsorge in der JVA Uelzen
Katholische Seelsorge in der JVA Uelzen mit der Abteilung Untersuchungshaft Lüneburg
Katholische Gefängnisseelsorgerin:
Gemeindereferentin Martina Forster
Tel.: 0581 / 802 290
Seelsorge in der JVA Uelzen | Justizvollzugsanstalt Uelzen (niedersachsen.de)
Die Seele eines Menschen ist nicht das unsichtbare Innere, sondern umfasst das ganze Leben mit all seinen Nöten und Freuden. Die Seelsorge hat die Aufgabe, Menschen zu begleiten und sie immer wieder mit ihrem Leben in Beziehung zu setzen.
Ich verstehe mich als Gefängnisseelsorgerin, d.h. ich nehme mir für die Gefangenen Zeit und stehe zugleich den Bediensteten der Anstalt als Gesprächspartnerin zur Verfügung. Ich bleibe kirchliche Mitarbeiterin, auch wenn ich in der JVA arbeite. Das schafft einen großen Freiraum für alle Begegnungen, der am Ende allen Beteiligten zugutekommt.
Die Ziele meiner seelsorglichen Arbeit sind u.a.:
- Verantwortlicher Umgang mit Schuld;
- Versöhnung mit sich selbst, der eigenen Geschichte, dem Opfer und der Gesellschaft möglich und erfahrbar machen;
- Die Barmherzigkeit Gottes spürbar werden zu lassen, weil der Mensch nach christlichem Verständnis mehr ist als seine (Un-)Taten.
Es gibt unterschiedliche Angebote seitens der Seelsorge, z.T. in Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Diensten der JVA:
- Jeden Sonntag Gottesdienst mit anschließendem Kirchencafé
- Jeden Donnerstag Gottesdienst in der Abteilung Lüneburg
- Begleitung und Beratung im Einzelgespräch
- Kontakte zu Angehörigen
- Weihnachtsfeiern für Angehörige und Familien
- Theater- und Konzertveranstaltungen
- Musikbands mit eigenem Probenraum
- Öffentlichkeitsarbeit (Zeitungsartikel, Gemeindebriefe, Vorträge, Gottesdienste)
- Chorprojekt mit Gefangenen
- Christlicher Gesprächskreis in ehrenamtlicher Begleitung
- Achtsamkeitstraining
- Vater-Kind-Projekt und Begleitung von Familienangehörigen
Begegnung im „geschlossenen Garten“ (Artikel von 2022)
Die Idee dazu entstand vor einem Jahr bei einem Besuch von mir in einer unserer Abteilungen, im offenen Vollzug in Lüneburg. Ein Freigängerhaus mit 23 Plätzen, mit einem wunderschönen, parkähnlichen Gelände und mitten in einem Wohn- und Neubaugebiet gelegen.
„Weißt Du, wovon ich träume“, hatte mich der Dienstleiter dort gefragt und, ganz ehrlich, darauf wäre ich nie gekommen: „Dass du mit uns hier mal einen Freiluftgottesdienst feierst!“ Im ersten Jahr der Corona-Pandemie haben wir manche unserer sonntäglichen Gottesdienste in der Hauptanstalt der JVA Uelzen im Sommer im Gelände des Garten-Landschaftsbereiches gefeiert. Wozu eine Pandemie dann auch mal gut sein kann!
Die freundliche Einladung hat mich nicht losgelassen, und so haben wir die Idee weiterentwickelt und sehr schnell überlegt, dazu auch Menschen aus der Nachbarschaft des offenen Vollzuges einzuladen. Auch die beiden Anstaltsleiterinnen waren angetan und haben das Projekt tatkräftig unterstützt.
Die Freigänger im offenen Vollzug haben in der Nachbarschaft Einladungen in alle Briefkästen verteilt, die evangelische Michaelisgemeinde die Veranstaltung mitbeworben und sich zur Feier einer ökumenischen Andacht gerne bereit erklärt. Unser Förderverein hat die Kostenübernahme für Getränke und Kuchen zugesagt, Gefangene der Anstaltsband und der Kirchenmusik der JVA haben die Genehmigung bekommen, dorthin zur musikalischen Gestaltung ausgeführt zu werden. Kollegen und Kolleginnen aus dem allgemeinem Vollzugsdienst haben sich zur Begleitung und Beaufsichtigung gefunden, die Öffentlichkeitsbeauftragten der JVA haben liebevoll einen Stand mit Informationen und Anschauungsmaterial aus der hiesigen Arbeitstherapie zusammengestellt.
Anwohner:innen unterschiedlicher Altersgruppen sind der Einladung in den sonst geschlossenen Garten gefolgt und es haben sich zahlreiche gute Gespräche und Begegnungen untereinander, mit den Inhaftierten aus dem Vollzug und den Bediensteten ergeben. Auch bei den angebotenen Rundgängen in kleinen Gruppen durch das Haus konnten zahlreiche Fragen besprochen, Vorurteile und Ängste abgebaut werden. Am Ende des Nachmittages haben viele Besucher und Besucherinnen sich bedankt und großes Interesse an einer Wiederholung geäußert.
Auch in diesem Jahr haben wir wieder zur Begegnung im geschlossenen Garten eingeladen. Die stellvertretende Anstaltsleiterin Dr. Susanne Jacob sagt rückblickend: „Beim Fest im Offenen Vollzug habe ich eine wertvolle Gemeinschaft erlebt, eine Gemeinschaft von Nachbarn, Bediensteten der JVA, Bewohnern des Offenen Vollzuges, deren Angehörigen und anderen interessierten Gästen. Menschen haben einander zugehört, sich für das Erleben der anderen, aber auch für das Leben in einem Gefängnis im Allgemeinen interessiert. Für uns als Bedienstete einer JVA ist das von sehr großer Bedeutung, eine Chance, den Platz am Rande der Gesellschaft zugunsten eines Miteinanders in der Stadt zu verlassen.“
Und Pastorin Silke Ideker, die dieses Jahr mit dabei war, findet: „Der offene Vollzug macht seinem Namen Ehre: Es war eine offene und entspannte Atmosphäre zwischen Diensthabenden und Besuchenden und Bewohnern. Gottesdienst, Musik, Begegnungen bei Kaffee und Kuchen waren von Wertschätzung getragen. Wie schön, dass es diese Möglichkeit zur Begegnung gibt. Ein großer Dank gilt denen, die es vorbereitet haben.“
Diese positiven Rückmeldungen teile ich auf alle Fälle und bin – wieder mal – sehr dankbar über unser kreatives, gutes Miteinander in Uelzen und Lüneburg!
Martina Forster
Seelsorgerin in der JVA Uelzen
(Dieser Artikel stammt aus unserem Gemeinde-Journal „Salz der Erde“, 2022/3, S. 8.)
Unfrieden und Frieden im Gefängnis (Artikel von 2022)
Bei jedem Dienstbeginn, bei jedem meiner Wege hinein in die JVA Uelzen zur Arbeit als Justizvollzugsseelsorgerin, werde ich an diesem Gedenkstein an ein schreckliches Ereignis erinnert: Am 13. August 1999 erschütterte einer der schwersten Zwischenfälle in einem deutschen Gefängnis die niedersächsische Justiz, er hat die damals junge JVA Uelzen bis heute verändert und mitgeprägt. Ein Inhaftierter tötete den damaligen stellvertretenden Anstaltsleiter. Zwei weitere Justizvollzugsbeamte und eine Sozialarbeiterin werden von ihm schwer verletzt. Anschließend richtete der Attentäter sich selbst. Eines der Opfer verstarb zehn Tage später an seinen schweren Verletzungen.
Dieses schreckliche Ereignis liegt 23 Jahre zurück! Noch immer arbeiten hier Kollegen und Kolleginnen, die damals vor Ort waren, die Betroffene kennen und kannten. Auch wenn – Gott sei Dank – ein solch grausames Attentat sich nicht wieder ereignete, so gibt es doch immer wieder Situationen von Unfrieden unter Gefangenen und in manch Inhaftiertem selbst.
Aber ist das Gefängnis auch ein Ort des Friedens?
Unter der Überschrift „Orte des Friedens“ hat uns vor ein paar Jahren der damalige Landessuperintendent Rating ausgesucht, besucht und festgestellt, dass das eine ganz spannende Visitation war. Wir standen damals auch an dem Gedenkstein und haben der Opfer des Attentats von 1999 gedacht und erinnert, was damals geschah. Dann haben wir uns mit einigen Mitarbeitenden und Inhaftierten zu einer Gesprächsrunde im Kirchenraum versammelt.
Fünf ganz verschiedene Männer haben ehrlich und sehr persönlich erzählt, wo sie in der Haft für sich immer wieder Orte des Friedens entdecken und auch gestalten können.
In der Meditationsmethode Naikan zum Beispiel: sieben Tage ohne Fernseher, ohne Radio, ohne Telefon und andere Ablenkungen, aber mit diesen drei Fragen über eine gewählte Bezugsperson zum Nachdenken:
- Was hat die Person, die ich betrachte, für mich getan?
- Was habe ich für diese Person getan?
- Welche Schwierigkeiten habe ich dieser Person verursacht?
Ganz sicher eine anstrengende und harte Auseinandersetzung, aber oft mit versöhnenden Erfahrungen und Erkenntnissen.
Andere haben vom Entdecken und Ausprobieren ungeahnter Talente erzählt, zum Beispiel beim Musizieren in der Band, im Chor oder im Gottesdienst, und wie Frieden und Zuversicht in einem selbst wachsen kann.
Und ich erinnere viele kleine friedvolle Begegnungen, so zum Beispiel neulich auf dem Freistundenhof. Einer steht traurig und allein, vor wenigen Tagen ist eine wichtige Verwandte verstorben. Einige andere suchen den Kontakt zu ihm, aufbauende Worte und eine selbstgedrehte Zigarette werden ihm angeboten.
So verstehe und gestalte ich meine Arbeit als Seelsorgerin in der JVA: In und trotz allem Unfrieden Orte des Friedens entdecken, fördern und begleiten. Und mir fällt dazu ein Vers aus einem Psalm passend ein: „Suche Frieden und jage ihm nach!“ (Psalm 34,15)
Martina Forster
(Dieser Artikel stammt aus unserem Gemeinde-Journal „Salz der Erde“ 2022/2, S. 5.)
Von draußen nach drinnen … (Artikel von 2019)
Martina Forster suchte vor geraumer Zeit nach Ehrenamtlichen, die am Sonntag bei den Gottesdiensten in der JVA Uelzen durch ihre Anwesenheit Zeichen setzen: Zeichen der Würdigung, der Anteilnahme und der Zugewandtheit. Das sprach uns an und wir haben uns der Herausforderung ab Oktober 2018 gestellt.
Heute waren wir wieder „drin“, aber es ist schwieriger reinzukommen, als man denkt. Man muss sich an der Pforte anmelden, sich ausweisen und immer wieder auf das Öffnen von Türen warten. Das ist schon ein komisches Gefühl.
Sobald wir aber den Andachtsraum betreten, fühlen wir uns inzwischen in vertrauter Umgebung. Besonders schön ist das „warm up“, die Zeit von unserem Ankommen bis zum Beginn des Gottesdienstes. Ein junger Häftling hat die Aufgabe des Küsters übernommen und den Raum vorbereitet. Wir begrüßen die Gitarristen und singen gemeinsam die Lieder des Gottesdienstes durch. Hier ermöglichen sich die ersten, für uns intensivsten, Gespräche. Nach und nach trudeln die Häftlinge ein, setzen ihre Kopfbedeckungen ab und reden im lautstarken Flüsterton miteinander. Es sind Männer gemischten Alters, unterschiedlicher Herkunft und Konfession.
Wenn der Gottesdienst beginnt, sitzen wir drei verteilt im Raum, spielen ggf. auch mal Gitarre oder übernehmen eine Fürbitte. Mehr soll es von unserer Seite her auch nicht sein, da es der Gottesdienst der Männer drinnen und nicht unserer von draußen ist. Die „forstermäßige“, schwungvolle und nachhaltige Andacht beginnt meist mit einem modernen Lied zum Zuhören. Gelegentlich wird der eine oder andere mit einem nett gemeinten Spruch aufgefordert, ruhig zu sein. Spontane Wortmeldungen können vorkommen, die machen dann die Andacht lebendig. Diese dauert rund 30 Minuten, danach werden die Stühle beiseite geschoben und bereits vorbereitete Stehtische in die Raummitte gerückt. Nun kommt unser eigentlicher Anteil: Offen sein für Gespräche.
Heute sprachen wir mit einigen Männern. Sie erzählten von sich, wo sie zuhause sind, was sie von Beruf sind, wie ihr Leben nach dem Knast verlaufen soll. Es gab aber auch Gruppen, die sich rege unterhielten und die wir nicht mit unserer Anwesenheit stören wollten. Also hörten wir auf unsere Intuition und suchten andere Gesprächspartner.
Das Treffen untereinander ist für die Inhaftierten auch ein wichtiger Grund, den Gottesdienst zu besuchen, neben der Tasse echten Kaffees und der Kekse.
Die Männer gehen respektvoll mit uns um, begrüßen uns inzwischen mit Handschlag oder winken durch den Raum und zeigen deutlich Freude darüber, dass wir da sind. Auch wir zeigen Respekt gegenüber den Inhaftierten und geben damit ein Zeichen der Würdigung, der Anteilnahme und der Zugewandtheit.
Diese Sonntagvormittage wirken noch einige Tage bei uns nach. Immer wieder tauchen Bilder und Gesprächsfetzen vor unserem inneren Auge auf. Wir drei sind dankbar, dass wir diese bereichernden Erfahrungen machen dürfen.
Sabine Gerstenkorn, Ute Meyer zu Himmern und Birgit Thiemann
(Dieser Artikel stammt aus unserem Gemeinde-Journal „Salz der Erde“, 2019/1, S. 23.)
Ehrenamtlich ins Gefängnis?! (Artikel von 2018)
„Draußen war ich nicht so auf Gottes Seite, aber hier ist mir das wichtig geworden! Das möchte ich nicht mehr aufgeben!“ So antwortet ein Inhaftierter in der JVA Uelzen auf meine Frage in die Runde unseres Kirchenchores „Was bedeuten Ihnen unsere Sonntagsgottesdienste hier?“
Jeden Sonntag – ohne Glockengeläut – kommen etwa 40 Männer um 10.00 Uhr in unserem Kirchenraum in der JVA Uelzen zusammen. Sie gehören einer christlichen Kirche an, sind muslimisch oder nicht kirchlich religiös gebunden. Bei uns ist das nicht so entscheidend. „Man kommt in Gottes Haus und betet für sich und seine Familie“, so bringt es einer auf den Punkt.
Für die Mitfeier der Gottesdienste und vor allem für die anschließende Begegnung bei Kaffee und Keksen und Gesprächen suchen wir ehrenamtliche Interessierte!
Vielleicht wäre das etwas für Sie? Herzlich laden wir am Freitag, dem 4. Mai 2018, um 16.30 Uhr zu einer Informationsveranstaltung „Ehrenamtlich tätig im Gefängnis!“ in der JVA Uelzen ein (Abfahrt ab St. Marien um 15.45 Uhr). Ihre Fragen und Anmeldungen nehme ich gerne entgegen.
Martina Forster, Kath. Gefängnisseelsorge, Breidenbeck 15, 29525 Uelzen, Tel.: 05 81/802 290
(Dieser Artikel stammt aus unserem Gemeinde-Journal „Salz der Erde“ 2018/1, S. 16.)
Die Kraft des Zuhörens – Justizvollzug auf neuen Wegen (Artikel von 2018)
Wie (über)leben Menschen, die Opfer schwerer Straftaten geworden sind? Wie leben Menschen, die sich einer schweren Straftat schuldig gemacht haben?
Bei einem Gesprächsabend in der evangelischen Marienkirche in Uelzen am Dienstag, dem 3. April, um 18 Uhr wird die Mediatorin und Trainerin für gewaltfreie Kommunikation Annett Zupke über ihre Arbeit mit Opfern und Tätern schwerer Gewalttaten sprechen. Sie wird Ausschnitte des Dokumentarfilms „Beyond Punishment“ zeigen, an dem sie als Mediatorin mitwirkte. Dieser Film zeigt eindrücklich, wie Opfer und Täter von Straftaten in Kontakt zueinander kommen – oder auch nicht.
Als Mediatorin hat Frau Zupke sowohl Gesprächskreise in einem Gefängnis in den USA kennen gelernt, als auch zahlreiche direkte und indirekte Dialoge von Opfern und Tätern in Deutschland, den USA und Norwegen begleitet. Ihre Arbeit zeigt eindrücklich, wie wirkungsvoll es ist, wenn Menschen einander zuhören und die Möglichkeit erhalten, über ihre Erfahrungen zu sprechen.
Neben der Präsentation von Ausschnitten aus dem Film und Berichten über ihre eigenen Erfahrungen bei den Arbeiten dazu wird es viel Gelegenheit geben, miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Veranstaltung wird in Zusammenarbeit mit der Justizvollzugsanstalt Uelzen organisiert und durchgeführt. So entsteht die Möglichkeit, mit Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der JVA, mit uns Gefängnisseelsorgern, aber auch mit einem Inhaftierten ins Gespräch zu kommen.
Wer von Lüneburg aus eine Mitfahrgelegenheit benötigt, melde sich bitte im Pfarrbüro St. Marien.
Martina Forster,
Gemeindereferentin in St. Marien
und Gefängnisseelsorgerin in der JVA Uelzen
(Dieser Artikel stammt aus unserem Gemeinde-Journal „Salz der Erde“ 2018/1, S. 16.)
30-jähriges Jubiläum – Ein Blick hinter die Mauern – „Tag für die Öffentlichkeit“ in der JVA Uelzen (2017)
Anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens bietet die JVA Uelzen am Samstag, dem 10. Juni 2017, zwischen 10.00 und 16.00 Uhr, der Bevölkerung einen Blick hinter die Mauern.
Auf einem festgelegten Parcours können interessierte Besucher sich über die Unterbringung der Gefangenen, deren Haftalltag, Betreuungs- und Behandlungsangebote sowie über die Wiedereingliederung informieren. Ein großer und ein kleiner Gefangenentransportbus stehen zur Besichtigung bereit. Wer mag, kann dem Rauschgiftspürhund bei seiner Arbeit zusehen. Die Handwerksbetriebe stellen ihre Produkte vor. Ein Informationsstand gibt Auskunft über das breit gefächerte Aufgabengebiet der Vollzugsbediensteten und wir Seelsorger stellen im Kirchenraum unsere Arbeit im Gespräch vor.
Um möglichst vielen Interessierten einen Einblick in den Vollzug zu ermöglichen, werden die Einlasszeiten in drei Zeitblöcke ab 10.00, ab 12.00 Uhr und ab 14.00 Uhr gestaffelt.
Die Eintrittskarten sind im Pfarrbüro St. Marien für 3,00 € (gleichzeitig Verzehrbon) erhältlich. Kinder unter 12 Jahren kommen in Begleitung Erwachsener gratis in die JVA. Für die bessere Planung geben Sie bitte eine kurze Rückmeldung an Martina Forster, für welchen Zeitblock Sie wie viele Karten benötigen und wer eine Mitfahrgelegenheit braucht, damit wir ausreichend Karten vorrätig haben.
Der Verzehrbon kann gegen Kaffee, Mineralwasser oder Zuckerkuchen eingelöst werden. Sofern sich ein Überschuss ergibt, geht dieser zur Finanzierung von Freizeit- und Kunstprojekten an den Förderverein der JVA Uelzen „Silberstreif“.
Bitte beachten Sie, dass Sie keine Fotoapparate oder Handys in eine Justizvollzugsanstalt mitbringen dürfen. Erwachsene Besucher benötigen einen Personalausweis oder Reisepass.
Ich würde mich freuen, wenn viele Gemeindemitglieder diese Gelegenheit nutzen, meinen „zweiten“ Arbeitsplatz kennenzulernen.
Martina Forster,
Gemeindereferentin in St. Marien und
Gefängnisseelsorgerin in der JVA Uelzen
(Dieser Artikel stammt aus unserem Gemeinde-Journal „Salz der Erde“ 2017/1, S. 9.)
„Immer Ärger mit dem Amt“ war gestern (Artikel von 2016)
Der Gefangenenfürsorgeverein Uelzen e.V. bekam nach einem Aufruf der Seelsorgerin Martina Forster Sachspenden aus der Kirchengemeinde St. Marien Lüneburg. Die unzähligen Tüten und Kartons waren randvoll mit Stiften, Textmarkern, Lochern, Klarsichthüllen, Bewerbungsmappen, Heftstreifen, Aktenordnern und diversen anderen nützlichen Büromaterialien.
Die Spenden werden von den Mitgliedern des Vereins genutzt, um Inhaftierten, Probanden der Bewährungshilfe und deren Familien das Sortieren von persönlichen Unterlagen unter Anleitung zu erleichtern. Mit gut sortierten Unterlagen in einem handlichen Aktenordner werden Behörden- und Ämtergänge sozusagen zu einem Kinderspiel.
Der Gefangenenfürsorgeverein Uelzen e.V. möchte auch, wie jedes Jahr auf unsere Kalendersammelaktion 2017 hinweisen. Taschenkalender, Wandkalender und auch Postkartenkalender sind willkommen. Im vergangenen Jahr konnten wir etwa 800 gespendete Kalender verteilen. Kalenderspenden können im Pfarrbüro St. Marien abgegeben werden. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.
Linda Hofweber
1. Vorsitzende Gefangenenfürsorgeverein Uelzen e.V.
(Dieser Artikel stammt aus unserem Gemeinde-Journal „Salz der Erde“ 2016/3, S. 7.)
Sonntags im Knast (Artikel von 2016)
„Draußen war ich nicht so auf Gottes Seite, aber hier ist mir das wichtig geworden! Das möchte ich nicht mehr aufgeben!“ So antwortet ein Inhaftierter in der JVA Uelzen auf meine Frage in die Runde unseres Kirchenchores „Was bedeuten Ihnen unsere Sonntagsgottesdienste hier?“
Ich erzähle den Männern, dass ich einen kleinen Artikel schreiben soll, der in einem Gemeindejournal erscheint und von Menschen gelesen wird, die vielleicht regelmäßige oder sporadische Gottesdienstbesucher sind, vielleicht aber auch keine Kirchen besuchen. Auf alle Fälle von Menschen, die wenig über Gottesdienste im Knast wissen.
Ja, das macht Sinn darüber zu schreiben, so ist die einhellige Meinung im Chor. Jeden Sonntag – ohne Glockengeläut – kommen etwa 40 Männer hier um 10 Uhr in unserem Kirchenraum zusammen. Sie gehören einer christlichen Kirche an, sind muslimisch oder nicht kirchlich-religiös gebunden. Bei uns ist das nicht so entscheidend. „Man kommt in Gottes Haus und betet für sich und seine Familie“, so bringt es einer auf den Punkt.
Und so gehört zu jedem Gottesdienst Zeit zum Nachdenken und Besinnen, Zeit für Stille und das gemeinsame Gebet. Wir singen in jedem Gottesdienst moderne Kirchenlieder wie z. B. „Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe“ oder „Meine Zeit steht in deinen Händen“ und bislang gab es immer Inhaftierte, die ihre musikalischen Fähigkeiten an der Gitarre, dem Keyboard oder der Cajon mit einbringen. „Es ist beruhigend und nicht wie sonst alltäglich“ und „Ich nehm da viel Kraft mit. Wenn ich dann wieder zurückgehe in meine Zelle, fühle ich mich neu und wohl und innen ruhig“, so beschreiben es einige Männer, die regelmäßig sonntags da sind.
„Man entflieht mal für eine Stunde dem Alltagstrott im Knast“, und ein anderer sagt: „Hier wird über Gott gesprochen und zweitens über Frieden.“
Im Wechsel mit einem evangelischen Kollegen gestalte ich diese Gottesdienste und mache das richtig gern. Grundlage ist jeden Sonntag das Tagesevangelium, das also auch in den Gottesdiensten „draußen“ dran ist. Wie kann ich das für die Männer in der JVA aufschließen? Welche Bedeutung könnte es für sie in ihren Situationen haben und wie können sie im Gottesdienst mit Gott in Berührung kommen? Durchaus gibt es dialogische Momente, beispielsweise bei der Predigt, mit manchmal für mich verblüffenden Antworten, die aufzulisten hier den Platz sprengen würden.
Mein Wunsch für die Zukunft: Ab und an Gottesdienste in der JVA mit Männern von „drinnen“ und Christen von „draußen“ zu feiern. Vielleicht wäre das etwas für Sie? Sprechen Sie mich gerne an!
Martina Forster
(Dieser Artikel stammt aus unserem Gemeinde-Journal „Salz der Erde“ 2016/2, S. 4.)
„… ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.“ (Mt 25,36) (Artikel von 2013)
Bis vor den Sommerferien war ich – „Gott sei Dank“ – noch nie im Gefängnis und habe auch keine Sehnsucht dorthin verspürt. Doch halt, es stimmt ja gar nicht. An einem Gottesdienst in der Lüneburger Untersuchungshaft habe ich teilgenommen, um die dort wirkenden Ehrenamtlichen zu besuchen, zu sehen, wie es ihnen mit ihrem Dienst geht und mal wieder ein kleines Körbchen gesammelter Rosenkränze, die viele von Ihnen mir überlassen, für die Inhaftierten vorbeizubringen. Das war eine gute Erfahrung und es bewegt mich, wenn ich vom Besuchsdienst in der U-Haft und dessen segensreichem Wirken erzählt bekomme. Völlig klar, es ist wichtig und gut, dass Kirche auch ins Gefängnis geht und für die Menschen dort da ist.
Nun ist die Gefängnisseelsorgestelle in der JVA in Uelzen seit über einem Jahr vakant – und die Personalsituation bei uns in Lüneburg für den vorgeschriebenen Stellenplan noch zu üppig. So bin ich ins Überlegen gekommen, ob ich es mir nicht auch vorstellen könnte, im Gefängnis zu arbeiten, zugegebenermaßen zunächst aufgrund des schon lange währenden Stellendrucks.
Vom Bistum Hildesheim kam auf meine eventuelle Bereitschaft ein positives Signal und die Ermöglichung, mich diesem Arbeitsfeld unvoreingenommen und ohne Entscheidungsdruck anzunähern.
So war ich im Sommer fast 14 Tage hospitierend in der JVA in Hannover. Was ich dort alles in der Begegnung mit Bediensteten, mit Inhaftierten, in den Angeboten der Kirchengruppen und den Gottesdiensten erlebt habe, sprengt zu beschreiben hier den Rahmen. Dazu dürfen Sie mich gerne persönlich befragen! Zusammengefasst konnte ich erfahren, dass es für mich gut geht und seelsorgliche Präsenz wirklich von Nöten ist.
Bei einem Besuch in der JVA in Uelzen bei der Anstaltsleiterin und dem evangelischen Pastor wurde mir durch die herzliche Begegnung und das ehrliche Interesse an meiner Arbeit dort die letztendliche Entscheidung leicht gemacht.
Und so ist es nun! Ich werde ab Februar 2014 mit halber Stelle in die JVA nach Uelzen wechseln und mit halber Stelle hier in St. Marien bleiben. Von daher gehe ich nicht ganz, was mir auch wirklich schwergefallen wäre. Ich werde allerdings ab Februar aus dem Religionsunterricht an der OS Oedeme ausscheiden. Das fällt mir nicht leicht, denn zu gerne bin ich dort mit Schülern und Schülerinnen, aber auch Lehrern und Lehrerinnen im Kontakt. Und sicherlich werde ich nicht mehr ganz so umfangreich wie bisher in der Gemeindearbeit präsent sein können.
Aber ich bin zuversichtlich, dass sich alles gut finden wird und bin dankbar für weiterhin zahlreiche Unterstützung in der Gemeindearbeit und vielleicht demnächst auch in der JVA in Uelzen.
Herzlichst Martina Forster
(Dieser Artikel stammt aus unserem Gemeinde-Journal „Salz der Erde“ 2013/3, S. 12.)