Der Neubau der St.-Marien-Kirche

Eine kleine Geschichte der St.-Marien-Gemeinde

Der Gedanke an einen Neubau der St.-Marien-Kirche greift Erfahrungen auf, die bereits in den 1930er-Jahren gemacht wurden, als durch den Zuzug vieler Familien nach Lüneburg und die vielen rheinischen und schlesischen Arbeiter sowie das Militär das vorhandene Kirchengebäude am Wall an seine Grenzen gekommen war. Besonders eklatant wurde dies, wie im vorigen Abschnitt beschrieben, in den 1950er-Jahren: Durch die Flüchtlingsströme ab 1944 war die katholische Gemeinde von ursprünglich 400 auf ca. 6 000 Gläubige angewachsen; dazu kamen noch 1300 Angehörige der katholischen Militärgemeinde. Dabei war lange Zeit nicht klar, ob ein Erweiterungsbau ausreichen würde oder ob ein kompletter Neubau kommen musste, ehe man sich für einen kompletten Neubau entschied. Auch das St.-Bonifatius-Stift war in die Pläne zur Neugestaltung eingebunden worden.

Nachdem verschiedene Standorte geprüft worden waren, entschied man sich für das Grundstück der früheren Lüneburger Sackfabrik in der Friedenstraße. Am 13. September 1957 konnte daher Bischof Heinrich Maria Janssen bei der Stadt Lüneburg seinen Antrittsbesuch machen mit der Nachricht, dass dort ein neues Gotteshaus errichtet werden sollte. Das dafür vorgesehene Gelände konnte am 29. Mai 1958 angekauft werden. Der Hamburger Architekt Karl-Heinz Bargholz bekam am 3. Februar 1960 durch Bischof Heinrich Maria Janssen den Auftrag zur Realisierung des Bauvorhabens. Erste Modellskizzen lagen bereits am 27. April vor, und sehr bald entschied man sich für einen zwölfeckigen Rundbau einschließlich eines Turmes mit Kupferdach.

Die neue Kirche wird eine Schwester der großen Lüneburger Kirchen werden. Sie wird sich harmonisch in das Bild der drei Kirchtürme einfügen“, versprach Karlheinz Bargholz 1961 in einem Vortrag vor dem Akademikerverband Lüneburg. Ein „Ballsaal der Engel“ sei ihm beim Bau der St.-Marien-Kirche vorgeschwebt, sagte ihr Architekt an anderer Stelle – und in der Tat: die hoch aufgerichteten Wände vermögen einen solchen Eindruck zu vermitteln. Der Bischof war grundsätzlich einverstanden und beauftragte den Architekten, schon zu diesem Zeitpunkt mit der Orgelbau-Firma Gebr. Krell in Duderstadt Fühlung aufzunehmen.

Das Hauptproblem war – wie sollte es anders sein – die Finanzierung. Hier zeigte sich erneut die Gebefreudigkeit der Lüneburger Gemeinde, über die im Pfarrarchiv befindliche Sammellisten Auskunft geben. Der Kirchbauverein wurde am 12. April 1959 gegründet. Am Fronleichnamstag 1960 feierte die Gemeinde voller Vorfreude den ersten Gottesdienst auf ihrem neuen Grundstück.

Die Ausschreibungen für den Kirchbau begannen in der ersten Februarwoche 1961. Pfarrer Bendfeld tat am 30. April den ersten Spatenstich; vor einem Holzkreuz feierte er die Hl. Messe. Im Juni wurden die Betonfundamente gelegt. Unter freudiger Teilnahme der Gemeinde erfolgte am 12. November 1961 die feierliche Grundsteinlegung für den schon ziemlich fortgeschrittenen Neubau. In die in den Grundstein eingemauerte Kassette kamen eine Urkunde der Grundsteinlegung, die Pläne des Architekten sowie je ein Exemplar der „Landeszeitung“ und der „Kirchenzeitung für das Bistum Hildesheim“, außerdem Münzen. Bereits am 13. Dezember 1961 konnten Bauleute und der Kirchenvorstand das Richtfest feiern.

Die ersten Gottesdienste im Rohbau der Kirche waren ein Levitenamt zu Fronleichnam 1962 und die Christmette zu Weihnachten, bei der die Kirche schon beheizbar war und über ca. 200 Sitzplätze verfügte. Der Fußboden wurde im Februar 1963 fertiggestellt, so dass ab Karfreitag 1963 alle Gottesdienste in der neuen Kirche gefeiert werden konnten.

Am 5. Mai 1963 wurde die Kirche durch Bischof Heinrich Maria Janssen konsekriert – in seiner bis dahin sechsjährigen Amtszeit war dies die 100. Kirchweihe! Wie ihr Vorgängerbau, so wurde auch die neue Kirche der „ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“ geweiht. Das Turmkreuz der alten St.-Marien-Kirche wurde rechts vom Eingang der neuen St.-Marien-Kirche aufgestellt.

Das ehemalige Verwaltungsgebäude der früheren Sackfabrik wurde später als Teil des Gemeindezentrums integriert, indem es zu einem Gemeindehaus und zu einem Pfarrhaus für einen Pfarrer und zwei Kapläne umgebaut wurde.

Sie können sich Bilder vom Neubau der St.-Marien-Kirche und Bilder von der Kirchweihe am 5. Mai 1963 anschauen.

Unser kleiner historischer Abriss wird hier weitergeführt.

Quellen:

  • Josef M. Sprenger: Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Pfarrkirche St. Marien zu Lüneburg (1858-1958), Lüneburg 1958.
  • Reinhold Dyckhoff / Anneliese Reichelt / Thomas Scharf-Wrede (Hg.): St. Marien Lüneburg 1850-2000. Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Kirchengemeinde = Hildesheimer Chronik. Beiträge zur Geschichte des Bistums Hildesheim, Band 5, hrsg. vom Bistumsarchiv und Dombibliothek, Verlag für Regionalgeschichte Bielefeld 2000.