Der Altar
Ein kleiner Rundgang durch unserer Pfarrkirche St. Marien
Der Altar – Ort der heilenden Danksagung vor Gott
Beachten Sie bitte auch unsere Artikel über die Geschichte der Umbauarbeiten des Altarbereichs und über den Zusammenhang der Kunstwerke untereinander.
Der Altar – Eine Einführung
1) Als Altar wird religionsgeschichtlich eine erhöhte Anlage bezeichnet, auf der Opfer dargebracht und an der Gebete gesprochen werden; er gilt als heiliger Ort und als Stätte der Nähe der Gottheit.
2) Im Alten Testament wurden zur Erinnerung Altäre dort errichtet, wo eine Offenbarung Gottes geschehen war. Charakteristisch für die Altäre der Israeliten waren die vier Hörner an dessen Ecken, die Macht und Stärke Gottes symbolisierten. Auf einem Brandopferaltar wurden z.B. Tiere, Brot, Mehl oder Wein geopfert, auf dem Rauchopferaltar wurde Räucherwerk verbrannt.
3) Im Neuen Testament trat die Bedeutung des Altars zurück. Dies liegt theologisch darin begründet, dass Jesus Christus einmal und für allemal geopfert und sein Opfer unüberbietbar ist; deshalb braucht man keinen Altar im herkömmlichen Sinn mehr. Mittelpunkt der Feier der Gemeinde wurde deshalb der Abendmahlstisch, der aber weiterhin als Altar bezeichnet wurde. In jeder katholischen Kirche birgt der Altar mindestens eine Reliquie, was letztlich aus der altkirchlichen Verehrung der Märtyrer herrührt.
Der Altar in St. Marien
In der 1963 geweihten St.-Marien-Kirche stand zunächst ein schwarzer Marmor-Altar direkt an der Rückwand (Kalotte). Der jetzige Altar wurde als gemeinsamer „Tisch des Herrn“ zur Mitte der versammelten Gemeinde vorgezogen, um die Erneuerung der Liturgie durch das Zweite Vatikanische Konzil umzusetzen; er wurde am 23. März 1980 durch Bischof Heinrich Maria Janssen geweiht. In ihm befinden sich Reliquien des heiligen Justinus und der heiligen Virginia von Poitou.
Die Bodenplatten unter dem Altar sind farbig. Wie eine Intarsie ist ein Kreuz eingelegt, über dem der Altar errichtet ist.
Dieser ist – wie der Tabernakel – aus Naturstein geschaffen; im Grundriss hat auch er die Form eines Kreuzes. Er besteht aus dem Altarunterbau und der darauf liegenden Altarplatte. An den vier Seiten des Altarunterbaus sind durchbrochene Bronzeplastiken zu sehen.
Diese verwenden ausschließlich das Motiv des Weinstocks mit Weinblättern und Reben. Die Plastiken deuten auf die biblische Bildrede Jesu Christi vom Weinstock hin:
„Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.“ (Johannes-Evangelium, Kapitel 15, Verse 4-5).
Was man nicht sehen kann: Unter dem Altarraum befindet sich der Heizungsraum der Kirche. Der Altar ruht dabei auf einem Sockel aus Natursteinen, der durch den gesamten Kellerraum bis zum Fundament der Kirche reicht.
Zur Deutung
Jesus Christus wird im Mahl, in der Gemeinschaft und im Wort gegenwärtig. Das Mahl erwächst aus der Feier der Eucharistie, in der Gott in Liebe auf die Menschen zugeht. Der in Jesus Christus Mensch gewordene Gott setzt sich an den Tisch der Menschen. Sein Altar ist ein Tisch, an dem er uns zuhört und Hoffnung schenkt. Sein Altar ist Zeichen der neuen Geschwisterlichkeit Jesu Christi mit der Welt, in der die Gottesherrschaft bereits angebrochen ist.
Regelmäßig versammeln sich Christen um den Altar, zu dem sie Brot und Wein, Früchte der menschlichen Arbeit, bringen, wie es in der Liturgie heißt. Von Gott erhoffen sie deren Verwandlung in Leib und Blut Jesu Christi, damit sie ihnen zum Zeichen der Liebe und der Gegenwart Gottes werden. So wird Jesus Christus als Lebensquelle der Christen symbolisiert.
„Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“
Mit diesen Worten bekennen sich die Christen zu dem Geheimnis des Glaubens, das in der Eucharistie liegt. Für sie ist Jesus Christus dann – in einem möglichen Bild gesprochen – der Weinstock, sie selbst sind die Reben, die aus Ihm alle Kraft erfahren zu einem Leben in Seiner Nachfolge.
Insofern kann man davon sprechen, dass der Altar als „Tisch des eucharistischen Mahles“ – gemeinsam mit dem Ambo, dem „Tisch des Wortes“ – gleichsam die „Verlängerung“ des Kreuzwegs in das Heute ist, sozusagen dessen „15. Station“, Ort der heilenden Danksagung („Eucharistie“) vor Gott.