Der Kreuzweg – Entstehung und Entwicklung
Der Kreuzweg des Künstlers Josef Baron in St. Marien
Mit den Franziskanermönchen aus Jerusalem in die ganze Welt
Das Weihnachtsfest 1223 gilt als Geburtstag der Weihnachtskrippe. In einer Höhle in Greccio (Italien) ließ der heilige Franziskus das Geschehen von Bethlehem mit Menschen und lebenden Tieren darstellen. Sein Sinn für Anschaulichkeit und Theatralik und seine Predigt sorgten dafür, dass alle dort Anwesenden das Geheimnis dieser Nacht verstanden. Danach verbreitete sich der Brauch der Weihnachtskrippe in ganz Europa, inzwischen über die ganze Welt.
Ähnlich verhält es sich mit dem Kreuzweg. Der Brauch, den Kreuzweg zu gehen, hat seine Wurzeln im Leidensweg Jesu Christi, über den die vier Evangelien des Neuen Testaments etwa Folgendes darstellen (nicht alle Punkte kommen bei allen Evangelien vor):
- Jesus Christus wird durch Pontius Pilatus verurteilt („dritte Stunde“).
- Er wird zunächst von den Soldaten verspottet und gegeißelt, dann von diesen hinausgeführt.
- Die Soldaten zwingen Simon von Zyrene, der zufällig daherkommt, das Kreuz Jesu Christi zu tragen.
- Nach der Ankunft am Zielort Golgota („Schädelhöhe“) wird Jesus Christus gekreuzigt.
- Zugleich werden zwei Räuber gekreuzigt.
- Die Soldaten verlosen die Kleider Jesu Christi.
- Er wird durch vorbeigehendes Volk verspottet und verhöhnt.
- Jesus Christus stirbt um die „neunte Stunde“.
- Alsbald wird er in einem Grab bestattet.
Diesen Weg (mit den „Eckpunkten“ der Burg Antonia als Amtssitz des Pontius Pilatus und Golgota) sind schon Christen der Urgemeinde in Jerusalem gegangen, später Jerusalem-Pilger. Auch die Kreuzfahrer haben diesen frommen Brauch aufgegriffen. Während des Weges wurden an verschiedenen Stellen die Geschehnisse der Passion bedacht.
In Europa entstand das Kreuzweg-Gehen im 14. Jahrhundert. Franziskaner wollten – mit Sinn für Anschaulichkeit und Theatralik – den Gläubigen die Ereignisse um das Leiden und Sterben Jesu Christi möglichst plastisch vor Augen stellen. Da nur wenige Christen das Heilige Land Israel persönlich besuchen konnten, baute man in Europa Nachbildungen des Kreuzweges, die meist einen Berg hinauf führten, der „Golgata“ veranschaulichte; bildliche Darstellungen der zunächst sieben, später zwölf und schließlich 14 Stationen säumten diesen Weg.
Ab etwa 1700 begann man damit, die Kreuzwegstationen an den Innenwänden der Kirchen darzustellen; aus dem gegangenen Kreuzweg wurde eine Kreuzweg-Andacht. Weltweite Verbreitung erlangte diese Form des Kreuzweges durch den italienischen Franziskanermönch Leonhard v. Porto Maurizio etwa in der Mitte des 18. Jahrhunderts.
Bisweilen findet man eine 15. Station, die „Auferstehung Jesu Christi“, wodurch die Zusammengehörigkeit seines Leidens, seines Todes und seiner Auferstehung betont wird: Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag und Osternacht bilden „einen Tag“.
In der St.-Marien-Kirche wird der Kreuzweg auf andere Weise weitergeführt: im „Tisch des Wortes“ und im „Tisch des Mahles“.
Die heute verbreiteten 14 Stationen eines Kreuzwegs sind:
- Jesus wird zum Tode verurteilt.
- Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern.
- Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz.
- Jesus begegnet seiner Mutter.
- Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen.
- Veronika reicht Jesus das Schweißtuch.
- Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz.
- Jesus begegnet den weinenden Frauen.
- Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz.
- Jesus wird seiner Kleider beraubt.
- Jesus wird ans Kreuz genagelt.
- Jesus stirbt am Kreuz.
- Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt.
- Der heilige Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt.
Hier können Sie alle Bilder des Kreuzwegs in St. Marien ohne Unterbrechung anschauen.
Ihnen wird auch eine Gesamtschau unseres Kreuzwegs des Künstlers Josef Baron angeboten.