Geschichte des Chors
Ein kleiner Rundgang durch unserer Pfarrkirche St. Marien
Der Chor (v.a. Altar, Altarbild und Ambo): Einige Informationen zur Geschichte der Umgestaltungen im Altarbereich
Unsere St.-Marien-Kirche wurde am 5. Mai 1963 eingeweiht. Der Entwurf stammt aus dem Jahr 1960 und damit aus einer Zeit des Umbruchs in der katholischen Kirche: Bereits am 25. Januar 1959 hatte Papst Johannes XXIII. die Einberufung eines Konzils bekannt gegeben, das die Kirche in die „heutige Zeit“ führen sollte und das als „Zweites Vatikanisches Konzil“ von 1962 bis 1965 tagte.
Dieses Konzil beschloss in der Liturgie-Konstitution „Sacrosanctum concilium“ Änderungen in Bezug auf das Verständnis der Liturgie. Die Liturgie wurde neu begriffen als gemeinsames Tun aller Gemeindemitglieder. Lebendige Glaubensgemeinschaft sollte auch im Gottesdienst erfahrbar sein. Die Feier des Priesters für die Gemeinde sollte abgelöst werden durch eine gemeinsame Feier der ganzen Gemeinde. Das Konzil nannte das die „participatio actuosa“, die „tätige Teilnahme“ aller Gläubigen am Gottesdienst.
Diese Veränderungen im Liturgie-Verständnis waren zur Zeit der Planung der neuen Kirche noch nicht konkretisierbar. So kam es dazu, dass sich in deren Architektur ein Bruch befand zwischen alten und neuen Gedanken zur Liturgie.
Gemäß dem neuen Verständnis der Liturgie sollte das Wort Gottes in der Messfeier eine bedeutendere Rolle spielen als bisher. Hatte der Altar traditionell als „Tisch des Opfers“ eine herausragende Bedeutung genossen, so sollte der Ambo als „Tisch des Wortes“ dieser kaum noch nachstehen. Das machte eine künstlerische Neugestaltung notwendig, mit der der Ambo einen neuen Standort und damit der Wortgottesdienst einen anderen Platz in der Liturgie bekam.
Der Altar war ursprünglich an der Rückwand aufgestellt wie in den alten „Wegkirchen“, in denen man durch das Portal der Kirche bis zu den Chorschranken gehen konnte, die den „heiligen Bezirk“ begrenzten. In diesem stand der Priester bei der Eucharistiefeier mit dem Rücken zur Gemeinde, um Gott in der Höhe das Opfer darzubringen.
Die notwendige Neukonzipierung des Altarraumes bot die Chance, diesen auch künstlerisch neu zu gestalten. Im Sinne des Konzils wurde bei der Neugestaltung 1980 der Altar mittig im Chor aufgestellt: Der Priester steht seitdem hinter dem Altar, um gemeinsam mit der Gemeinde die Liturgie zu feiern. Die Bank mit dem Priestersitz (Sedilien) wurde in einem Bogen hinter den Altar verlegt. Auf diese Weise wurde vom Altarraum aus ein Bogen um die Gottesdienstbesucher geschlagen, was die Gemeinschaft der Feiernden betont und die zur Zeit ihrer Entstehung revolutionäre Architektur der Kirche unterstreicht.
Durch diese Neugestaltung des Altar-Bereichs aber war die Rückwand mit ihrer in das Dach hinein flach ansteigenden Kuppel (Kalotte), die im ursprünglichen Konzept die Bewegung des Priesters zu Gott hin versinnbildlichen sollte, funktionslos geworden und „leer“. Der Künstler Josef Baron wurde gewonnen, diese Rückwand zu gestalten; der Architekt der Kirche, Herr Bargholz, leitete die notwendigen baulichen Maßnahmen. Josef Baron sagt zu seinem Entwurf des Altarbildes:
Um diese Leere „zu mildern, habe ich mich damals entschlossen, einen über dem Altar geplanten Engelsgruß an dieser Rückwand anzubringen, um damit die Fenster, das Chor und den Versammlungsraum der Gemeinde zu verbinden. Die noch störende Kalotte war zwar nicht weg, aber spielte durch die Größe des Reliefs jetzt nicht mehr die ihr zugedachte Rolle. Auch der Tabernakel, der unter dem Relief untergebracht ist, verstärkte diese Absicht. So ist trotz der vorhandenen Umstände ein Haus der Gemeinde entstanden, wie es unserem heutigen Liturgieverständnis entspricht, Christus mitten unter uns.“
Seine große Bronzeplastik ermöglicht mit ihren Erhebungen, Vertiefungen und Durchbrüchen eine besondere Lebendigkeit; katholische Deutungen der Maria (Mariologie) werden hier erzählend dargestellt. Diese Bronzeplastik wiederum erforderte eine Neugestaltung des Tabernakels.